Während
der totalen Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 hat der Mond
einen 14.000 km langen Streifen mit einer maximalen Breite von
112,3 km über die Erdoberfläche gezogen, von der aus diese Finsternis
als totale Sonnenfinsternis zu beobachten war.
 |
astrocorner.de |
11h00
MESZ: Halbschatten bedeckt Nordatlantik |
Am
Tag der Finsternis berührte der äußerste Rand des Halbschattens
des Mondes zum ersten Mal um 10h15 MESZ den irischen Boden südlich
von Neufundland im Atlantischen Ozean. Von jetzt an erkannte ein
Beobachter an diesem Ort, wie der Mond langsam die Sonnenscheibe
bedeckte. Eine dreiviertel Stunde später, also um 11 Uhr MESZ
war das Gebiet, von wo aus eine partielle Finsternis zu beobachten
war, bereits so weit angewachsen, daß es den gesamten Nordatlantik
abdeckte. Der Rand des Halbschattens berührte nun erstmalig auch
europäisches und afrikanisches Festland. Von jetzt an war auch
in Irland, Portugal, Spanien und NW-Afrika eine partielle Sonnenfinsternis
zu beobachten, wenig später auch im restlichen Europa.
 |
astrocorner.de |
12h10
MESZ: Kernschatten erreicht die britischen Scilly Inseln |
Um
11h30m57s, kurz nachdem in Deutschland die partielle Phase eintrat,
berührte die äußerste Spitze des langgezogenen und kegelförmigen
Kernschattens 300 km südlich von Neuschottland (Nova Scotia) und
760 km östlich von New York die Oberfläche des Atlantischen Ozeans.
Von dem jetzt noch gerade mal 49 km breiten Kernschattenbereich
aus konnte nun zum ersten Mal die Totalität bei Sonnenaufgang
für 47 Sekunden beobachtet werden. Ab sofort begann der kleine
dunkle Kernschatten des Mondes seinen rasanten Kurs über die Wasseroberfläche.
Mit ca. dreifacher Schallgeschwindigkeit raste er über das Meer
hinweg, das er nach ca. 40 Minuten mit dem Erreichen der Scilly
Inseln vor der britischen Halbinsel Cornwall überquert hatte.
Die Engländer waren die ersten Europäer, die die Totalität dieser
Sonnenfinsternis vom Festland aus miterleben konnten. Bis jetzt
war der Kernschatten auf eine Breite von 103 km angewachsen. Der
Halbschatten des Mondes bedeckte nun schon das gesamte europäische
Festland, Teile Nordafrikas, Grönland und die nordamerikanische
Halbinsel Labrador.
 |
astrocorner.de |
Kernschattenpfad
durch Mitteleuropa |
Mit
dem Erreichen des europäischen Festlands begann der interessanteste
Teil dieser Finsternis. Mehrere Millionen Menschen waren in den
darauffolgenden Minuten in der Lage, ein und dieselbe totale Sonnenfinsternis
mitzuerleben. Nachdem der Kernschatten über England hinweggezogen
war, steuerte er weiter in östliche Richtung über den Ärmelkanal
hinweg auf Frankreich zu. Bei Le Havre in der Normandie traf er
um ca. 12h20 MESZ auf die nordfranzösische Küste. Die Städte Rouen,
Amiens und Beauvais wurden von ihm überstrichen. Paris lag etwa
30 km südlich der Totalitätszone und erlebte um 12h23 nur eine
maximal 99%ige partielle Finsternis. Die weiter östlich liegenden
französischen Städte Compiègne, Saint-Quentin, Laon und Reims
wurden wenig später von der Dunkelheit erfasst. Ab 12h27 lagen
auch die südlichen Teile Belgiens und Luxemburgs im Schatten des
Mondes.
 |
astrocorner.de |
Kernschattenpfad
durch Frankreich |
Um 12h28 MESZ, also zur gleichen Zeit, als die französische Stadt
Metz bereits verdunkelt war, überquerte der Mondschatten die Grenze
zu Deutschland, um daraufhin Saarlouis, Saarbrücken, Zweibrücken,
Karlsruhe, Pforzheim, Heilbronn und Tübingen zu verdunkeln. Zuerst
wurde im Saarland, später auch im südlichen Rheinland-Pfalz die
Ankunft des mittlerweile 108 km breiten Kernschattens gefeiert.
Mit der Überquerung des Rheins wurde es nun auch in Baden-Württemberg
finster. Die Stadt Stuttgart, die direkt auf der Zentrallinie
des Kernschattenpfades lag, wurde um 12h32m55,4s von Kernschatten
erfasst, in dem sie für 2 Minuten und 17 Sekunden verhüllt blieb.
Daraufhin folgten die Städte Göppingen, Aalen, Heidenheim, Ulm,
Augsburg, Ingolstadt, München, Landshut und Rosenheim. In München
dauerte die Totalität mit 2 Minuten und 07 Sekunden nicht ganz
so lange wie in Stuttgart an, da die bayerische Landeshauptstadt
ca. 20 km südlich der Zentrallinie lag.
 |
astrocorner.de |
Kernschattenpfad
durch Deutschland |
Nach nur 13 Minuten war der flinke Kernschatten mit jetzt doppelter
Schallgeschwindigkeit über das gesamte Süddeutschland hinweggefegt,
um daraufhin auch in Österreich für ein großartiges Naturschauspiel
zu sorgen. Während der siebeneinhalbminütigen Überquerung des
Nachbarstaates Deutschlands kamen u.a. die Städte Salzburg, Gmunden,
Linz, Steyr, Leoben, Krapfenberg, Graz und Eisenerz in den Genuß
der Totalität. Wie in Paris war auch in der österreichischen Hauptstadt
nur eine 99%ige partielle Finsternis um 12h47 zu sehen, da Wien
außerhalb der Kernschattenzone lag.
 |
astrocorner.de |
Kernschattenpfad
durch Österreich |
Während der Überquerung der österreichisch-ungarischen Grenze
berührte der Mondschatten auch den nördlichsten Bereich Sloveniens.
Der ungarische Plattensee (Balaton) wurde um 12h50 MESZ vollständig
vom Kernschatten erfasst. Auch von Budapest aus wurde die Sonnenscheibe
nur zu maximal 99% vom Mond bedeckt. Als die Stadt Szeged um 12h55
im Dunkel versank, berührte der Kernschatten auch den Norden Jugoslawiens.
Die Grenze zu Rumänien überquerend und weiter in südöstliche Richtung
voranstrebend, bewegte sich der Mondschatten nun über die Städte
Arad, Timisoara und Petrosani hinweg.
 |
astrocorner.de |
Kernschattenpfad
durch Ungarn |
 |
astrocorner.de |
Kern-
und Halbschatten-
position während der maximalen Finsternis um 13h03 MESZ |
Um
13h03 MESZ, als die rumänische Stadt Rîmnicu Vîlcea im Kernschatten
des Mondes verdunkelt war, hatte die Finsternis ihr absolutes
Maximum erreicht. Die Sonne befand sich in einer Höhe von 59,3°,
die totale Finsternis dauerte jetzt auf der Zentrallinie schon
2 Minuten und 22,9 Sekunden an und der Kernschatten des Mondes
wies eine Breite von 112,3 km auf. Die rumänische Hauptstadt Bukarest
befand sich recht nahe der Zentrallinie und erlebte um 13h05 MESZ
eine Totalität von 2 Minuten und 22 Sekunden. Kurz bevor der Kernschatten
das schwarze Meer erreichte, verfinsterte er noch den nördlichsten
Teil Bulgariens.
Nach
der Überquerung des Schwarzen Meeres wurde der Kernschatten um
13h21 im Norden der Türkei begrüßt. Die türkischen Städte Kastamonu,
Corum, Amasya, Turhal, Tokat, Sivas, Elâzig, Diyarbakir und Batman
wurden verfinstert, bevor der Kernschatten den äußersten Nordosten
Syriens überquerte und in den Irak eintrat. Ab jetzt wurden die
Bedingungen zur Beobachtung der Totalität immer schlechter. Die
Kernschattenbreite und die Totalitätsdauer verringerten sich.
 |
astrocorner.de |
14h30
MESZ: Kernschatten über Indien kurz vor dem Ende der totalen
Finsternis |
Um
13h52 überquerte der Schatten die Grenze zum Iran. Das dünn besiedelte
Land wurde innerhalb von 30 Minuten überquert. Der immer schmaler
und schneller werdende Kernschatten flitzte nun über Pakistan
und den Norden Indiens. Hier konnte die Totalität nur noch mit
einer maximalen Dauer von 55 Sekunden beobachtet werden. Um 14h36
MESZ erreichte der Kernschatten den Golf von Bengalen, wo er die
Erdoberfläche auch wieder verließ und im Weltall verschwand.
Das
nächste Mal wird der Kernschatten des Mondes die Erdoberfläche
am 21. Juni 2001 berühren.