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Ablauf

... der totalen Sonnenfinsternis
vom 11. August 1999
Kontakte
Die wichtigsten einzelnen Phasen während des Ablaufs einer Finsternis werden in der Astronomie als Kontakte bezeichnet.

1. Kontakt

Die partielle Phase der Finsternis beginnt. Der Mond berührt die Sonnenscheibe am westlichen Rand zum ersten Mal. Kurz darauf ist eine kleine Einbuchtung am Sonnenrand zu erkennen. Ab jetzt bedeckt der Mond die Sonne in der folgenden Zeit immer mehr. Der Beobachter befindet sich nun im Halbschatten des Mondes.

2. Kontakt

Anblick des Perlschnur- Phänomens kurz vor dem 2. Kontakt
Nachdem die schmale Sonnensichel zusammengeschrumpft ist und der letzte direkte Lichtstrahl erloschen ist, beginnt die totale Verfinsterung. Der Mond bedeckt die Sonnenscheibe vollständig. Der Beobachter befindet sich im Kernschatten des Mondes. (Bei einer ringförmigen Sonnenfinsternis schließt sich die Sichel zu einem Kreis) Anblick des Perlschnurphänomens kurz vor dem 2. Kontakt

3. Kontakt

Aufnahme des 3. Kontakts mit einer Videokamera
Ende der totalen Verfinsterung. Der erste direkte Sonnenlichtstrahl erscheint wieder am westlichen Mondrand. Ab jetzt gibt der Mond die Sonne nach und nach wieder frei. Der Beobachter befindet sich wieder im Halbschatten des Mondes. Damit beginnt die zweite partielle Phase der Finsternis. (Bei einer ringförmigen Sonnenfinsternis wird der Ring aufgebrochen und die Sonne erscheint wieder sichelförmig.)

4. Kontakt

Ende der Finsternis. Der Mond hat die Sonnenscheibe wieder vollständig freigegeben. Die Sonne erscheint wie gewohnt kreisrund.

Die Kontaktzeiten der Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 für 122 verschiedene Städte Deutschlands finden Sie »hier.
Globaler Finsternisverlauf
Während der totalen Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 hat der Mond einen 14.000 km langen Streifen mit einer maximalen Breite von 112,3 km über die Erdoberfläche gezogen, von der aus diese Finsternis als totale Sonnenfinsternis zu beobachten war.

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11h00 MESZ: Halbschatten bedeckt Nordatlantik
Am Tag der Finsternis berührte der äußerste Rand des Halbschattens des Mondes zum ersten Mal um 10h15 MESZ den irischen Boden südlich von Neufundland im Atlantischen Ozean. Von jetzt an erkannte ein Beobachter an diesem Ort, wie der Mond langsam die Sonnenscheibe bedeckte. Eine dreiviertel Stunde später, also um 11 Uhr MESZ war das Gebiet, von wo aus eine partielle Finsternis zu beobachten war, bereits so weit angewachsen, daß es den gesamten Nordatlantik abdeckte. Der Rand des Halbschattens berührte nun erstmalig auch europäisches und afrikanisches Festland. Von jetzt an war auch in Irland, Portugal, Spanien und NW-Afrika eine partielle Sonnenfinsternis zu beobachten, wenig später auch im restlichen Europa.

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12h10 MESZ: Kernschatten erreicht die britischen Scilly Inseln
Um 11h30m57s, kurz nachdem in Deutschland die partielle Phase eintrat, berührte die äußerste Spitze des langgezogenen und kegelförmigen Kernschattens 300 km südlich von Neuschottland (Nova Scotia) und 760 km östlich von New York die Oberfläche des Atlantischen Ozeans. Von dem jetzt noch gerade mal 49 km breiten Kernschattenbereich aus konnte nun zum ersten Mal die Totalität bei Sonnenaufgang für 47 Sekunden beobachtet werden. Ab sofort begann der kleine dunkle Kernschatten des Mondes seinen rasanten Kurs über die Wasseroberfläche. Mit ca. dreifacher Schallgeschwindigkeit raste er über das Meer hinweg, das er nach ca. 40 Minuten mit dem Erreichen der Scilly Inseln vor der britischen Halbinsel Cornwall überquert hatte. Die Engländer waren die ersten Europäer, die die Totalität dieser Sonnenfinsternis vom Festland aus miterleben konnten. Bis jetzt war der Kernschatten auf eine Breite von 103 km angewachsen. Der Halbschatten des Mondes bedeckte nun schon das gesamte europäische Festland, Teile Nordafrikas, Grönland und die nordamerikanische Halbinsel Labrador.

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Kernschattenpfad durch Mitteleuropa
Mit dem Erreichen des europäischen Festlands begann der interessanteste Teil dieser Finsternis. Mehrere Millionen Menschen waren in den darauffolgenden Minuten in der Lage, ein und dieselbe totale Sonnenfinsternis mitzuerleben. Nachdem der Kernschatten über England hinweggezogen war, steuerte er weiter in östliche Richtung über den Ärmelkanal hinweg auf Frankreich zu. Bei Le Havre in der Normandie traf er um ca. 12h20 MESZ auf die nordfranzösische Küste. Die Städte Rouen, Amiens und Beauvais wurden von ihm überstrichen. Paris lag etwa 30 km südlich der Totalitätszone und erlebte um 12h23 nur eine maximal 99%ige partielle Finsternis. Die weiter östlich liegenden französischen Städte Compiègne, Saint-Quentin, Laon und Reims wurden wenig später von der Dunkelheit erfasst. Ab 12h27 lagen auch die südlichen Teile Belgiens und Luxemburgs im Schatten des Mondes.

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Kernschattenpfad durch Frankreich

Um 12h28 MESZ, also zur gleichen Zeit, als die französische Stadt Metz bereits verdunkelt war, überquerte der Mondschatten die Grenze zu Deutschland, um daraufhin Saarlouis, Saarbrücken, Zweibrücken, Karlsruhe, Pforzheim, Heilbronn und Tübingen zu verdunkeln. Zuerst wurde im Saarland, später auch im südlichen Rheinland-Pfalz die Ankunft des mittlerweile 108 km breiten Kernschattens gefeiert. Mit der Überquerung des Rheins wurde es nun auch in Baden-Württemberg finster. Die Stadt Stuttgart, die direkt auf der Zentrallinie des Kernschattenpfades lag, wurde um 12h32m55,4s von Kernschatten erfasst, in dem sie für 2 Minuten und 17 Sekunden verhüllt blieb. Daraufhin folgten die Städte Göppingen, Aalen, Heidenheim, Ulm, Augsburg, Ingolstadt, München, Landshut und Rosenheim. In München dauerte die Totalität mit 2 Minuten und 07 Sekunden nicht ganz so lange wie in Stuttgart an, da die bayerische Landeshauptstadt ca. 20 km südlich der Zentrallinie lag.

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Kernschattenpfad durch Deutschland

Nach nur 13 Minuten war der flinke Kernschatten mit jetzt doppelter Schallgeschwindigkeit über das gesamte Süddeutschland hinweggefegt, um daraufhin auch in Österreich für ein großartiges Naturschauspiel zu sorgen. Während der siebeneinhalbminütigen Überquerung des Nachbarstaates Deutschlands kamen u.a. die Städte Salzburg, Gmunden, Linz, Steyr, Leoben, Krapfenberg, Graz und Eisenerz in den Genuß der Totalität. Wie in Paris war auch in der österreichischen Hauptstadt nur eine 99%ige partielle Finsternis um 12h47 zu sehen, da Wien außerhalb der Kernschattenzone lag.

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Kernschattenpfad durch Österreich

Während der Überquerung der österreichisch-ungarischen Grenze berührte der Mondschatten auch den nördlichsten Bereich Sloveniens. Der ungarische Plattensee (Balaton) wurde um 12h50 MESZ vollständig vom Kernschatten erfasst. Auch von Budapest aus wurde die Sonnenscheibe nur zu maximal 99% vom Mond bedeckt. Als die Stadt Szeged um 12h55 im Dunkel versank, berührte der Kernschatten auch den Norden Jugoslawiens. Die Grenze zu Rumänien überquerend und weiter in südöstliche Richtung voranstrebend, bewegte sich der Mondschatten nun über die Städte Arad, Timisoara und Petrosani hinweg.

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Kernschattenpfad durch Ungarn

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Kern- und Halbschatten-
position während der maximalen Finsternis um 13h03 MESZ
Um 13h03 MESZ, als die rumänische Stadt Rîmnicu Vîlcea im Kernschatten des Mondes verdunkelt war, hatte die Finsternis ihr absolutes Maximum erreicht. Die Sonne befand sich in einer Höhe von 59,3°, die totale Finsternis dauerte jetzt auf der Zentrallinie schon 2 Minuten und 22,9 Sekunden an und der Kernschatten des Mondes wies eine Breite von 112,3 km auf. Die rumänische Hauptstadt Bukarest befand sich recht nahe der Zentrallinie und erlebte um 13h05 MESZ eine Totalität von 2 Minuten und 22 Sekunden. Kurz bevor der Kernschatten das schwarze Meer erreichte, verfinsterte er noch den nördlichsten Teil Bulgariens.

Nach der Überquerung des Schwarzen Meeres wurde der Kernschatten um 13h21 im Norden der Türkei begrüßt. Die türkischen Städte Kastamonu, Corum, Amasya, Turhal, Tokat, Sivas, Elâzig, Diyarbakir und Batman wurden verfinstert, bevor der Kernschatten den äußersten Nordosten Syriens überquerte und in den Irak eintrat. Ab jetzt wurden die Bedingungen zur Beobachtung der Totalität immer schlechter. Die Kernschattenbreite und die Totalitätsdauer verringerten sich.

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14h30 MESZ: Kernschatten über Indien kurz vor dem Ende der totalen Finsternis
Um 13h52 überquerte der Schatten die Grenze zum Iran. Das dünn besiedelte Land wurde innerhalb von 30 Minuten überquert. Der immer schmaler und schneller werdende Kernschatten flitzte nun über Pakistan und den Norden Indiens. Hier konnte die Totalität nur noch mit einer maximalen Dauer von 55 Sekunden beobachtet werden. Um 14h36 MESZ erreichte der Kernschatten den Golf von Bengalen, wo er die Erdoberfläche auch wieder verließ und im Weltall verschwand.

Das nächste Mal wird der Kernschatten des Mondes die Erdoberfläche am 21. Juni 2001 berühren.
Zeittafel globaler Ereignisse
Ereignis  Zeit (in MESZ) Ort
erster Kernschatten-Erde-Kontakt 11h30m57s 65°05´ w.L. 41°02´ n.B.
(300km südl. von Neuschottland im Atlantik)
Totalitätsbeginn für England 12h10m Englische Westküste (Scilly Inseln)
Totalitätsbeginn in Metz 12h28m Metz (Frankreich)
Totalitätsbeginn in Stuttgart 12h32m55,4s Stuttgart
Totalitätsbeginn in München 12h37m12,3s München
Totalitätsbeginn in Salzburg 12h39m55s Salzburg (Österreich)
Totalitätsbeginn in Linz 12h42m40s Linz (Österreich)
Totalitätsbeginn in Graz 12h44m57s Graz (Österreich)
99%ige Finsternis in Wien 12h47m Wien (Österreoch)
maximale Totalität 13h03m04,41s 24°18´ ö.L. 45°04´ n.B.
(nahe Bukarest)
Totalitätsbeginn für Pakistan 14h22m westliche pakistanische Grenze
Ende der totalen Finsternis 14h36m 87°17´ ö.L. 17°33´ n.B.
(Golf von Bengalen)
Totalitätsdauer für verschiedene Städte
Stadt  Dauer der totalen Verfinsterung  Maximum um
(MESZ)
Sonnenaufgangslinie
(Terminator)
0m47s 11h30m
Plymouth (GB) 1m39s 12h13m43,4s
Reims (F) 1m59s 12h24m36,3s
Metz (F) 2m13s 12h29m
Saarbrücken 2m09s 12h30m22,3s
Kaiserslautern 0m55s 12h31m38,7s
Offenburg 0m38s 12h32m01,5s
Baden-Baden 2m11s 12h32m28,3s
Karlsruhe 2m08s 12h32m43,1s
Pforzheim 2m15s 12h33m14,2s
Heilbronn 1m29s 12h34m03,9s
Stuttgart 2m17s 12h34m03,9s
Göppingen 2m17s 12h34m53,4s
Ulm 2m05s 12h35m30,9s
Augsburg 2m17s 12h37m01,7s
Ingolstadt 1m24s 12h37m53,4s
München 2m08s 12h38m16,2s
Landshut 1m48s 12h39m08,7s
Rosenheim 1m33s 12h39m19,2s
Salzburg (A) 2m02s 12h40m56,5s
Gmunden (A) 2m20s 12h42m13,9s
Linz (A) 0m30s 12h42m55,8s
Leoben (A) 2m07s 12h44m46s
Graz (A) 1m12s 12h45m33,1s
Szeged (H) 2m21s 12h54m32,6s
Lokales Maximum
(45°04´ n.B., 24°18´ ö.L.)
2m22,9s 13h03m
Bukarest (R) 2m22s 13h06m58,9s
Sivas (Türk.) 2m07s 13h32m07,4s
Esfahan (Iran) 1m35s 14h03m28,6s
Karachi (Pak.) 1m13s 14h26m32,9s
Baroda (Ind.) 1m02s 14h31m36,2s
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