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Beobachtung

... des flinken inneren Planeten
Flinker Wandelstern in der Dämmerung
Unscheinbarer Anblick von Merkur in der Dämmerung
Für den kleinsten Planeten im Sonnensystem sind die Beobachtungsbedingungen im Allgemeinen nicht besonders vorteilhaft. Meist befindet er sich nahe der Sonne am Tageshimmel und ist daher mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen.

Merkur bewegt sich auf einer sonnennahen Umlaufbahn. Aufgrund seiner hohen Bahngeschwindigkeit verändert er ständig seinen Standort - mal ist er westlich, mal wieder östlich neben dem hellen Zentralgestirn zu finden. In einem Jahr wechselt er 6 Mal die Sonnenseite. Sein größtmöglicher Winkelabstand (Elongation) zur Sonne beträgt gerade einmal 28 Grad.

Christoph Rollwagen
Mondsichel (oben) und Merkur (darunter) tief am Osthorizont in der Dämmerung an einem September-Morgen
Der flinke Planet kann meist nur über einen Zeitraum von wenigen Tagen hinweg beobachtet werden, wenn sein sich ständig verändernder Winkelabstand es überhaupt erlaubt. Entweder erscheint er dann kurz nach Sonnenuntergang in der Abenddämmerung über dem westlichen Horizont oder vor Aufgang des hellen Zentralgestirns am Morgenhimmel in östlicher Richtung.

In aller Regel ist er bestenfalls nur wenige Grad über dem Horizont als Objekt 1. bis −1. Größe aufzufinden. Schon leichte Dunstschichten oder unscheinbare Bewölkung kann so nahe am Horizont eine Beobachtung des Planeten stark erschweren oder gänzlich unmöglich machen.

Für unerfahrene Planetenbeobachter ist Merkur ein eher undankbares Objekt. Bei der Beobachtung mit dem Teleskop macht sich aufgrund seiner sehr geringen Höhe über dem Horizont häufig atmosphärische Unruhe störend bemerkbar. Weil das Licht eines horizontnahen Objekts eine lange Strecke durch die Erdatmosphäre zurücklegen muss, wird das Bild durch Turbulenzen, Lichtbrechung und Absorption recht stark verfälscht. Merkur erscheint daher oft als unruhiges, unscharfes oder farbverzerrtes diffuses Objekt.

Selbst einige berühmte Astronomen sollen Merkur nie zu Gesicht bekommen haben. Dennoch sollte man sich nicht scheuen, den Planeten während einer günstigen Beobachtungsperiode aufzusuchen. Merkur birgt durchaus einige interessante Merkmale und kann eine besondere Herausforderung sein.

Phasengestalt

Phasengestalten eines inneren Planeten
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Phasengestalten eines inneren Planeten von der Erde aus betrachtet
Wie der zweite innere Planet »Venus und der »Erdmond zeigt auch der Merkurglobus während einer Sichtbarkeitsperiode schnell wechselnde Phasengestalten. Um diese zu erkennen, benötigt man ein Teleskop mit einer Öffnung ab 60 Millimeter.

Phasengestalt Erklärung
Untere Konjunktion Das Merkurscheibchen erscheint am größten, weil der Planet der Erde am nächsten ist (Neumerkur). Sollte zu dieser Zeit kein seltener Transit eintreten, bleibt er unsichtbar.
Größte westliche Elongation Merkur ist als Morgenstern zu sehen. In den Tagen zuvor und danach lassen sich auch die wechselnden Phasengestalten beobachten.
Obere Konjunktion Merkur kann nicht beobachtet werden, da er am Taghimmel in unmittelbarer Nähe der Sonne oder sogar direkt hinter ihr steht. (Vollmerkur)
Größte östliche Elongation Merkur kann am Abend über dem westlichen Horizont beobachtet werden.
Dichotomie Der Merkurglobus erscheint im Teleskop zu 50% beleuchtet. (Halbmerkur)

Scheinbare Bewegungen der inneren Planeten
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Bewegung eines inneren Planeten

Wie der Erdmond besitzt auch Merkur keine Atmosphäre. Meist erscheint das Planetenscheibchen verwaschen und strukturlos. Auf der Oberfläche des Planetenkörpers lassen sich bei besonders guten Sichtbarkeitsbedingungen zeitweise aber auch einige größere Oberflächendetails erkennen - helle und dunkle Bereiche wechseln sich ab. Hierzu wird allerdings ein Instrument mit einer Apertur von mindestens 80 bis 100 Millimetern benötigt.

Schwankende Elongation

Aufgrund der starken Exzentrizität des elliptischen Merkur-Orbits kann dessen größter Winkelabstand während einer Beobachtungsperiode zwischen 20° und 28° variieren. Befindet sich Merkur zum Zeitpunkt der größten Elongation an seinem sonnennächsten Bahnpunkt (Perihel), dann beträgt der Winkel der größten Elongation nur 20°. Wenn Merkur zum Zeitpunkt der größten Elongation sein Aphel (sonnenfernster Punkt) passiert, beträgt die größte Elongation 28°.

Zudem verändert sich die Neigung der Ekliptik zur Horizontlinie im Laufe der Jahreszeiten am Himmel beträchtlich. So kann es durchaus dazu kommen, dass der Merkur einen recht großen Winkelabstand zur Sonne besitzt, die Ekliptik jedoch flach über den Horizont verläuft und der Planet daher nur knapp über dem Horizont aufzufinden ist.

Besonders günstige Sichtbarkeiten ergeben sich, wenn Merkur im Frühjahr seine größte östliche Elongation erreicht oder wenn der Planet seine größte westliche Elongation im Herbst durchläuft. In beiden Jahreszeiten ragt die Ekliptik am Abend- bzw. Morgenhimmel steil auf.

Eine vergleichsweise ähnliche geographische nördliche oder südliche Breite vorausgesetzt, sind bei der Beobachtung des Merkurs die Sterngucker der Nordhalbkugel benachteiligt, denn die größten Merkur-Elongationen treten nur dann auf, wenn die Ekliptik am Morgen- oder Abendhimmel für einen Beobachter der nördlichen Hemisphäre flach über dem Horizont verläuft (März/September).

astrocorner.de
Beobachtungsperioden und Tages-Positionen des Merkur (gültig für das Jahr »2025) - Die jeweils eingekreiste Position markiert den Tag, an dem der Merkur seine größte östliche/westliche Elongation erreicht.

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Beobachtungsperioden und Tages-Positionen des Merkur (gültig für das Jahr »2026) - Die jeweils eingekreiste Position markiert den Tag, an dem der Merkur seine größte östliche/westliche Elongation erreicht.

Übersicht 2005-2050

2005 / »2018 / 20312006 / »2019 / 20322007 / »2020 / 2033
2008 / »2021 / 20342009 / »2022 / 20352010 / »2023 / 2036
2011 / »2024 / 20372012 / »2025 / 2038 
2013 / »2026 / 20392014 / »2027 / 20402015 / »2028 / 2041
2016 / »2029 / 20422017 / »2030 / 20432018 / »2031 / 2044
2019 / »2032 / 20452020 / »2033 / 20462021 / »2034 / 2047
2022 / »2035 / 20482023 / »2036 / 20492024 / »2037 / 2050
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Beobachtunsperioden und Tages-Positionen des Planeten Merkur in den Jahren 2005 bis 2050

Die Sichtbarkeiten des Merkurs folgen weitestgehend einem wiederkehrenden Zyklus, der eine Periode von 13 Jahren zeigt. Die folgende Tabelle beschreibt die Beobachtungs-Möglichkeiten des Merkurs von der Nordhalbkugel der Erde aus betrachtet in den Jahren 2023 bis 2035 für jede Monatshälfte. Ab 2036 wiederholen sich die Sichtbarkeiten nach diesem Schema.

Jahr J F M A M J J A S O N D
2023 mM m- -A AA T-m m- aa a- MM m- -a am
2024 Mm -- AA am mm -a Aa -M Mm -- aa mM
2025 m- -A A- mm m- aA a- MM m- aa T-M Mm
2026 -- AA mm m- -A Aa -M Mm -a a- TMM m-
2027 aA Am mm -- AA A- MM m- a- -M Mm -a
2028 AA mm m- -A Aa -m M- aa -- MM m- aA
2029 am mm -a AA T-- mm -a aa -M Mm -- aa
2030 Mm m- aA A- Tmm m- aA a- MM m- -a aM
2031 Mm -a AA mm mm -a Aa -M M- -a a- MM
2032 m- aA Am mm -a AA a- MM -- aa T-M Mm
2033 -A Aa mm -- aA Aa mM m- a- -- TMM --
2034 AA mm mm -A AA -m Mm aa a- mM M- -A
2035 Am mm -- AA A- mm ma aa -M Mm -- aA

-
a
A
A
m
M
M
T
nicht sichtbar
bescheidene Abendsichtbarkeit
günstige Abendsichtbarkeit
besonders günstige Abendsichtbarkeit
bescheidene Morgensichtbarkeit
günstige Morgensichtbarkeit
besonders günstige Morgensichtbarkeit
möglicher Termin für Merkurtransit

Beobachtung am helllichten Tage

Ansicht von Merkur im Teleskop am Tageshimmel
Mit einem Fernrohr ist es durchaus möglich, Merkur am blauen Tageshimmel aufzufinden. Hieraus ergibt sich der Vorteil, das Merkur hoch über dem Horizont steht und eine Beobachtung somit viel weniger durch den störenden Einfluss der Atmosphäre behindert werden kann. Die Beobachtung erfolgt ohne Sonnenfilter in unmittelbarer Nähe zur Sonne und ist daher recht gefährlich.

Eine solche Beobachtung sollten nur erfahrene Astronomen mit besonderer Vorsicht durchführen, da ein Blick in die Sonne - erst recht durch ein Teleskop hindurch - zu irreparablen Schäden oder sogar zum Verlust des Augenlichtes führen kann.

Um Merkur am Tageshimmel mit dem Teleskop aufzufinden, berechnet man zunächst die Differenz der tagesaktuellen Koordinaten von Sonne und Merkur in Rektaszension und Deklination. Daraufhin richtet man das Teleskop mit einem geeigneten Sonnenfilter auf die Sonne aus. Nun dreht man das Gerät um den errechneten Differenz-Betrag um beide Achsen. Der Sonnenfilter wird abgenommen und Merkur sollte im Sichtfeld auftauchen.

Wenn der Planet noch nicht zu erkennen ist, sollte die gesamte Prozedur unbedingt mit wieder angebrachtem Sonnenfilter wiederholt werden. Auf keinen Fall darf nachträglich justiert werden, da das Risiko besteht, dass plötzlich die Sonne ins Sichtfeld gerät.

Um eine größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, kann das Teleskop auch im Schatten eines Hauses aufgestellt werden, so dass der Blick zur Sonne verdeckt ist - bei westlicher Elongation befindet sich Merkur von der Nordhalbkugel aus beobachtet rechts von der Sonne.

Merkur-Transite

HINODE
Merkur-Transit am 8./9. November 2006
Die Umlaufbahn des Planeten Merkur befindet sich innerhalb der Erdbahn. Daher kommt es hin und wieder dazu, dass der kleine Planet zwischen Erde und Sonne vorüberzieht. Zu einem solchen Zeitpunkt kann im Teleskop die Silhouette des Planeten vor der hellen Sonne erkannt werden.

Der »Transit (Durchgang) des Planeten Merkur vor der Sonnenscheibe ist eine recht seltene Erscheinung. Im Durchschnitt kommt es zu 13 Merkurtransiten in einem Jahrhundert.
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