Mare Orientale
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NASA |
Aufnahme des Mare Orientale vom Lunar Orbiter 4 |
Das
Mare Orientale ist eine junge große Tiefebene, die durch die Kollision mit einem Asteroiden entstand. Im Gegensatz zu anderen Maria der Mondoberfläche ist es nach dem Einschlag nur teilweise mit Basalten geflutet worden. Daher sind noch relativ viele der ursprünglichen Impaktstrukturen zu erkennen.
Der Name lautet übersetzt
Östliches Meer und stammt noch aus der Zeit vor der Raumfahrt, als man die Ost-/West-Richtung aus astronomischer Sicht von der Erde aus direkt auf die Mondoberfläche übertragen hatte.
Die selenographischen Koordinaten des
Mare Orientale lauten 19,4° S und 92,8°W. Damit befindet es sich am Rande der Mondrückseite und ist von der Erde aus größtenteils unbeobachtbar. Glücklicherweise kann die interessante Region jedoch ab und zu erspäht werden, wenn besonders günstige Voraussetzungen erfüllt sind.
Eine solche Situation tritt ein, wenn der Mond eine extreme östliche Libration erreicht, er zudem eine hohe Nordbreite besitzt und gleichzeitig die westliche Hemisphäre des Mondes von der Sonne beleuchtet wird, was bei abnehmendem Mond der Fall ist.
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NASA |
Aufnahme des Mare Orientale von Galileo |
Zu solchen Zeiten kann man den seltenen seitlichen Blick auf vier sehr große konzentrische Ringwälle genießen - den äußeren Rand des etwa 300 Kilometer großen zentral gelegenen
Mare Orientale, die inneren und die 620 Kilometer durchmessenden äußeren
Montes Rook sowie die 930 Kilometer durchmessenden
Montes Cordillera.
Die Bergspitzen der äußeren Kette reichen bis zu 1.250 Meter weit über das sie umgebende Hochland auf. Die ringförmige zentrale Ebene des
Mare Orientale liegt allerdings etwa 6 Kilometer tief unterhalb dieser Gipfel. Die Tiefebene ist also ein großes weitgehend flaches Loch in der Mondkruste.
Zum Auffinden des
Mare Orientale kann der Krater
Grimaldi hilfreich sein. Diesen findet man als dunklen Flecken zwischen dem
Oceanus Procellarum und dem westlichen Mondrand. Von hieraus sollten noch näher am Mondrand zwei weitere längliche dunkle Oberflächenformationen zu erkennen sein.
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Christoph Rollwagen |
Projektion des Mondbildes auf eine Kugel - am Rand der sichtbaren Mondscheibe erscheinen die äußeren Ringgebirge |
Hierbei handelt es sich um den
Lacus Autumni, der in den
Montes Corderilla liegt und um den schmalen
Lacus Veris, der zwischen den inneren und äußeren
Montes Rook liegt. Bei günstiger Libration kann am äußersten Mondrand auch bis zu 50% des
Mare Orientale erkannt werden. Das Profil der ringförmigen Höhenzüge kann ab und zu auch als deutliche Erhebung am Mondrand erkannt werden.
Die mehrfach ringförmige Struktur des
Mare Orientale wurde erstmals von William K.
Hartmann erkannt. Er erzeugte sich eine ungewöhnliche seitliche Perspektive der westlichen Mondhemisphere, in dem er von der Erde aus angefertigte Fotos der Mondoberfläche auf eine Kugel projizierte und diese von der Seite betrachtete. Ein vollständiges Bild der großen Ringebene vermittelten aber erst die fotografischen Aufnahmen der US-amerikanische Mondsonde
Lunar Orbiter 4 aus dem Jahr 1967.