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künstlerische
Darstellung der Abrennung der kleinen Sonde Huygens von
Cassini |
Am
Weihnachtsabend 2004 wurde Huygens von seinem Mutterschiff Cassini
abgetrennt, um den letzten Weg bis zum Titan allein zurück
zu legen. Der Eintritt in die Atmosphäre des Mondes wurde
am 14. Januar 2005 um 11h13 MEZ erwartet. Aufgrund der starken
Reibung mit der Atmosphäre heizte sich Huygens auf ca. 3.500
Grad Celsius auf. Einer Beschleunigung von 16 G ausgesetzt verlangsamte
sich die Geschwindigkeit vorerst von 20.000 km/h auf 1.400 km/h.
Daraufhin (vier Minuten nach Eintritt in die Atmosphäre)
löste sich Huygens hinteres Hitzeschild und ein 8 Meter großer
Bremsfallschirm wurde entfaltet. 15 Minuten nach dem Eintritt
wurde auch dieser Fallschirm abgetrennt und Huygens stieg an einem
kleineren 3 Meter großen Fallschirm zur Oberfläche
ab.
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Abstieg
von Huygens durch die Atmosphäre des Saturnmondes
Titan |
Um
11h18, also nachdem das hintere Hitzeschild entfernt wurde, begann
Huygens Funksignale an Cassini zu übertragen. Das Mutterschiff
flog währenddessen ungefähr 60.000 km entfernt an dem
verhüllten Mond vorüber und lauschte den Signalen von
Huygens. Die Bodenstation hatte weder Kontakt zu Huygens, dessen
atmosphärischer Abstieg vollautomatisiert vollzogen wurde,
noch zum Cassini-Mutterschiff, das seine Antenne in Richtung des
Titan ausgerichtet hatte, um seine ganze Aufmerksamkeit der Huygens-Mission
zu widmen.
Zur Mittagszeit konnte das Robert C. Byrd Green Bank Radioteleskop
(GBT) in West Virginia (USA) das von Huygens ausgesendete Trägersignal
erkennen. Somit war klar, das Huygens den feurigen Eintritt in
die Titanatmosphäre überstanden hatte. Aus der Bodenstation
in Deutschland drangen Jubelschreie - wissenschaftliche Daten
enthielt das schwache Signal jedoch noch nicht.
Der Aufprall auf die Oberfläche wurde ungefähr zweieinhalb
Stunden nach Eintritt der Sonde in die Atmosphäre erwartet.
Den Berechnungen zur Folge sollte Huygens mit einer Geschwindigkeit
von fast 20 Kilometern pro Stunde aufschlagen. Vorausgesetzt,
die 320 Kilogramm schwere Sonde würde nicht in einem Ozean
aus flüssigen Kohlenwasserstoffen auftreffen, versprachen
sich die Wissenschaftler eine große Wahrscheinlichkeit,
dass Huygens die Landung überstehen würde. Man erwartete,
dass Huygens auch von der Oberfläche des Titans noch über
den Zeitraum von einer halben Stunde hinweg Messungen durchführen
könnte - die Sonde sollte diese Erwartungen bei weitem übertreffen.
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künstlerische
Darstellung der Raumsonde Cassini über den Ringen
des Saturns |
Erst
um kurz nach 16 Uhr MEZ, also 5 Stunden nach der Ankunft von Huygens
auf dem Titan drehte sich Cassini mit seiner Hauptantenne in Richtung
Erde, um die sensiblen Daten, die Huygens sammelte und vorerst
zu Cassini übertrug, nun zur Erde weiterzuleiten. Das schwache
Trägersignal von Huygens konnte selbst zu dieser Zeit noch
von der Erde aus beobachtet werden, doch Cassini befand sich von
Huygens aus gesehen nicht mehr über dem Horizont und konnte
somit keine Daten der Landekapsel mehr empfangen.
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ESA |
Eines
der ersten vom Cassini- Relais zur Erde gelieferten Bilder
der Sonde Huygens, das aus einer Höhe von etwa 16,2
Kilometern aufgenommen wurde. Hier lassen sich wohl Flusssysteme
und eine Küstenlinie erkennen. |
Ab
16h16 MEZ wurden erstmals Daten von Cassini zur Erde übertragen.
Noch am Abend des 14. Januar 2005 wurden im Kontrollzentrum der
ESA in Darmstadt die ersten Bilder veröffentlicht, die Huygens
während des Abstiegs in der Atmosphäre und nach dem
Aufprall auf der Oberfläche anfertigen konnte. Bis 21 Uhr
wurden von Cassini rund 350 Fotos zur Erde übermittelt. Insgesamt
hat die Muttersonde ungefähr 500 Megabyte auszuwertende Rohdaten
von Huygens empfangen.
Die
schwer zu interpretierenden Schwarz-Weiß-Bilder zeigen aus
luftiger Höhe aufgenommene weit verzweigte Flusssysteme,
Küstenlinien und Felsblöcke auf der Oberfläche
des Mondes. Die Wissenschaftler hatten erwartet solche und ähnliche
Formationen auf dem Titan vorzufinden, waren jedoch überwältigt,
mit welcher Deutlichkeit diese Oberflächendetails bereits
auf ersten Bildern hervortraten.
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ESA |
Oberfläche
des Titan in der Umgebung der Landestelle von Huygens
- zahlreiche Felsfragmente überziehen die Oberfläche |
Die
Titan-Sonde Huygens war mit den folgenden sechs verschiedenen
wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet:
Descent Imager/Spectral Radiometer
Huygens Atmospheric Structure Instrument
Aerosol Collector and Pyrolyzer
Gas Chromatograph/Mass Spectrometer
Doppler Wind Experiment
Surface Science Package