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Am
1. Juli 2004 feuerte Cassinis Flugcomputer das Haupttriebwerk
der Raumsonde, beginnend um 04h36 MESZ bis zur Abschaltung um
06h12 MESZ. Diese Zündung war der wichtigste Brennvorgang
in der gesamten Mission Cassinis.
Cassini legte durch die 96,4-minütige Zündung eine
kosmische Vollbremsung ein - ein mit Bangen erwartetes kritisches
Ereignis. Ein Versagen des Triebwerks oder eine zu kurze oder
zu lange Zündung hätte dazu geführt, dass Cassini
unaufhaltsam am Saturn vorbei geflogen oder in dessen Atmosphäre
verglüht wäre.
Die 3,3 Milliarden teure Sonde Cassini-Huygens hat nun ihre
3,5 Milliarden Kilometer lange siebenjährige Reise abgeschlossen
und schwenkte erfolgreich und planmäßig in eine Umlaufbahn
um den kosmischen Herrn der Ringe ein.
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Sicherheitsvorkehrungen
zum Schutze Cassinis |
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Cassinis
Bahnveränderungen während und nach der Ankunft
im Saturn-System |
Obwohl
das Manöver, das Cassini-Huygens nahe an die Wolkendecke
des Saturns und durch das Ringsystem hindurchführte für
viele Wissenschaftler eine Zitterpartie darstellte, war die Wahrscheinlichkeit
jedoch sehr hoch, dass das Einschwenken in eine Saturn-Umlaufbahn
fehlerfrei ablaufen würde, da Cassini die Funktion des Triebwerks
bereits 16 Mal unter Beweis stellen konnte. Zudem war Cassini
so programmiert, dass die Zündung des Haupttriebwerkes volle
Priorität besitzt. Der Bremsvorgang wäre vom Flugcomputer
eingeleitet und keinesfalls vorzeitig gestoppt worden, egal welcher
Fehler zu dieser Zeit aufgetreten wäre.
Normalerweise würde Cassinis Software in einem plötzlichen
unerwarteten Fehlerfall unnötige Aktivitäten (u.a. einen
Brennvorgang) beenden, die Computersysteme herunterfahren, sich
zur Sonne ausrichten (die Erde ist niemals weiter als 6 Grad von
der Sonne entfernt) und in einem langsamen Datenübertragungsmodus
Instruktionen von der Erde abwarten. Die Ingenieure würden
bis zu 48 Stunden benötigen, um Cassinis normale Funktionen
wieder herzustellen. Hätte dieser Fall während des Bremsvorgangs
auftreten können, wäre Cassini verloren, bzw. es wäre
lediglich zu einem kurzen Vorbeiflug am Saturn gekommen.
Der als SOI-Manöver (Saturn Orbit Insertion) bezeichnete
Brennvorgang des Haupttriebwerks war daher in der Flugsoftware
als einer von drei kritischen Sequenzen vereinbart. Eine kritische
Sequenz ist eine Anweisungsabfolge, die fehlerfrei ausgeführt
werden muss, um den Erfolg der Mission zu garantieren. Ebenso
war der Start zur Venus als kritische Sequenz gekennzeichnet.
Letztlich wird die Übermittlung der von Huygens gelieferten
Daten eine besondere Priorität genießen. |
Gefährliche
Passage der Ringebene |
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Cassini
durchquert die Ringebene des Saturns zwei mal zwischen
dem F- und G-Ring |
Kurz
vor Beginn des kritischen Manövers durchflog Cassini die
Ringebene des Saturns zwischen dem F- und dem G-Ring. Um zu vermeiden,
dass die wissenschaftlichen Geräte an Bord Cassinis durch
den Zusammenstoß mit kleinen Fragmenten beschädigt
werden konnten, wurde Cassini so gedreht, dass die Sonde mit ihrer
großen Parabolantenne voran als Schutzschild diese Bahnposition
durchquerte.
Die Sonden Pioneer 10 und 11, sowie Voyager 2 durchflogen bereits
diese Lücke im Ringsystem Saturns ohne dabei auf besondere
Probleme zu stoßen. Lediglich die Geräte an Bord von
Voyager 2, die am Rande des G-Ring die Ringebene durchquerte,
registrierten Anzeichen, dass zahlreiche winzige Mikro-Meteoroiden
auf die Sonde prasselten. Zu einem ernsten Zusammenstoß
kam es jedoch nicht.
Die Durchquerung des Ringsystems an dieser Stelle und die nahe
Annährung an den Planeten Saturn machte den Bremsvorgang
äußerst effektiv. Somit nutzten die am Projekt beteiligten
Wissenschaftler den Vorteil, sehr viel Treibstoff einzusparen.
zudem bestand eine einmalige Möglichkeit, die Ringe des Saturns
aus nächster Nähe zu beobachten. |
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seitliche
Ansicht der Passage durch die Ringebene |
Nachdem
Cassini die Ringebene sicher durchquert hatte, wurde die Sonde
um 180 Grad gedreht, so dass das Haupttriebwerk voran zur Zündung
kommen konnte. Von der Erde aus wurde die Verminderung der Geschwindigkeit
der Raumsonde Cassini anhand der Veränderung des Doppler-Effekts
eines von Cassini während des gesamten Vorgangs ausgesendeten
Trägersignals beobachtet. 25 Minuten lang war von der Erde
aus jedoch kein Signal von Cassini zu hören, da die Sonde
kurzzeitig hinter dem Saturnglobus verschwand. Danach erschien
das Trägersignal wieder sechs Minuten lang, um dann abermals
zu verstummen, als Cassini von der Erde aus gesehen 28 Minuten
lang hinter dem breiten B-Ring verschwand. Um 06h03m MESZ erreichte
Cassini mit einem Abstand von 20.000 Kilometern seine geringste
Entfernung zur Wolkendecke des Saturns.
Am Tag nachdem Cassini in eine Umlaufbahn um Saturn eingeschwenkt
ist, zog die Sonde in 330.000 Kilometern Entfernung an Titan vorbei.
Bei diesem Vorbeiflug konnten die ersten detailreichen Bilder
des Mondes angefertigt werden. Zwischen dem 4. und 11. Juli 2004
gab es kurzzeitig keinen Kontakt zu Cassini, da Saturn von der
Erde aus beobachtet seine Konjunktionsstellung erreichte, also
hinter der Sonne verschwand.
Am 23. August 2004 kam es zur letzten Zündung des Haupttriebwerkes.
Die 51-minütige Zündung bremste Cassini erneut ab und
hob den Saturn-nächsten Bahnpunkt an. Cassini befindet sich
daraufhin auf Kurs zu seinem ersten sehr nahen Anflug zum Mond
Titan im Oktober 2004. Nach einem weiteren Vorbeiflug im Dezember
2004 wurde die Huygens-Sonde von Cassini gelöst, um beim
dritten nahen Titan-Vorbeiflug im Januar 2005 in dessen Atmosphäre
einzutauchen. |
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Korona über Sibirien |
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Rückblick auf die totale Sonnenfinsternis vom 1. August 2008 |
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