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Venus Express
Europäische Venus-Mission |
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Am frühen Morgen startete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur eine Soyuz-Trägerrakete mit der europäischen Sonde Venus Express an Bord. Die Mission soll nach ihrer 400 Millionen Kilometer langen Reise zur Venus unseren inneren Nachbarplaneten erforschen, über den bislang nur wenig bekannt ist. |
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ESA, Starsem |
Start der Fregat-Rakete in Baikonur |
Die relativ kurze Distanz zu unserem Nachbarplaneten wird durch die derzeitge Stellung der Erde zur Venus begünstigt. Die Planeten ziehen in den kommenden Monaten auf ihren Umlaufbahnen um die Sonne nahe an einander vorbei - eine Begegnung zu der es nur etwa alle 19 Monate kommt.
Der ursprüngliche Starttermin von Venus-Express am 26. Oktober 2005 musste kurzfristig verschoben werden, da ein Problem in der oberen Triebwerksstufe entdeckt wurde. Kleinere Stückchen von Isoliermaterial hatten sich gelöst und waren in den Frachtraum gefallen, in dem sich die Sonde befand. Venus Express musste erneut von der Rakete demontiert werden und zur Untersuchung und Reinigung in die mehrere Kilometer entfernte Werkshalle gebracht werden. Die Fragmente konnten leicht entfernt werden, Beschädigungen wurden nicht festgestellt.
Der innere Planet Venus wurde in den vergangenen Jahrzehnten bereits von einigen amerikanischen und russischen Raumsonden besucht. Die ersten flogen lediglich mit hohen Geschwindigkeiten an der Venus vorüber, später wurde der Planet auch von Sonden umrundet. Die russischen Verena-Sonden landeten sogar auf der Oberfläche der Venus und lieferten zwischen 1975 und 1982 Bilder von der Oberfläche. Die letzten beiden Besucher der Venus waren die NASA-Sonde Magellan, die die Venusoberfläche Anfang der 1990er Jahre kartierte und Cassini, die 1999 bei einem SwingBy-Manöver nahe über der Wolkenhülle der Venus hinwegüberflog.
Doch noch immer birgt der unter einer hochdynamischen dichten Atmosphäre verhüllte Planet noch viele Geheimnisse. Die ESA-Mission Venus Express, die nun zu unserer wilden Nachbarwelt aufgebrochen ist, soll ungelöste Geheimnisse über einen Planeten der Extreme enthüllen. Die Sonde wird der erste permantente Besucher der Venus seit 15 Jahren sein. |
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Calvin J. Hamilton |
Das Innere der Venus |
Die Wissenschaftler hoffen, eine Antwort auf die Frage zu erhalten, ob es auf der wolkenverhüllten Venusoberfläche noch immer aktiven Vulkanismus gibt. Die US-amerikanische Magellan-Sonde konnte Anfang der 90er Jahre keine solche Aktivität nachweisen. Die Daten früherer Venus-Missionen ließen jedoch den Schluß zu, dass es in den 70er Jahren zu einem gewaltigen Ausstoß von Schwefeldioxid gekommen ist.
Es ist ebenso rätselhaft, warum in der Venusatmosphäre orkanartige Winde toben, obwohl der Planet selbst sehr langsam um seine eigene Achse rotiert. Bislang ist auch noch völlig ungeklärt, warum UV-Licht in der hohen Atmosphäre des Planeten fast vollständig absorbiert wird. Als Ursache hierfür wird von den Wissenschaftlern selbst das Vorhandensein von mikrobiologischem Leben in hohen Schichten der Venus-Gashülle in Erwägung gezogen.
Auf der Venus herrschen äußerst unwirtliche Verhältnisse. Hier toben rasante Winde, es ist teilweise so heiß, dass Gestein glüht und die extrem dichte Atmosphäre (90facher Erdatmosphärendruck) besteht zum größten Teil aus dem Treibhausgas Kohlendioxid. Dennoch ist die Venus der Erde ähnlicher als der Mars. In ihrer Frühgesichte unterschieden sich die beiden Planeten fast gar nicht voneinander. Dennoch vollzog die Erde eine komplett andere Entwicklung als ihr innerer Nachbarplanet. Venus Express soll auch Ursachen für die geheimnisvolle Entwicklungsgeschichte der Venus aufdecken. |
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ESA |
Modell von Venus Express - 7 wissenschaftliche Experimente an Bord |
Die Sonde soll ihr Ziel am 11. April 2006 erreichen und den Planeten daraufhin für 16 Monate in einer hohen elliptischen Umlaufbahn in Höhen von 250 bis 66.000 Kilometern umrunden. Sie soll für einen gesamten Umlauf rund 24 Stunden benötigen und dabei stets die Polarregionen überqueren. Venus Express wird vorerst einigen Tests und Kalibrationen unterzogen. Die eigentliche Mission soll erst am 4. Juli 2006 beginnen.
Venus Express trägt sieben wissenschaftliche Geräte an Bord, die zum größten Teil bereits auf der Vorgängermission Mars Express und auf der Kometensonde Rosetta zum Einsatz gekommen sind. Hierbei handelt es sich um die Venus Monitoring Camera (VMC aus Deutschland), die Bilder im sichtbaren, nahen infraroten und ultravioletten Spektrum aufnehmen wird; drei Spektrometer (PFS aus Italien, SPICAV aus Frankreich und Russland, VIRTIS aus Italen und Frankreich), die die Panetenoberfläche und -atmosphäre in verschiedenen Schichten untersuchen werden; ein Magnetometer (MAG aus Österreich), das das Magnetfeld vermessen wird; ein Plasma-Detektor (ASPERA aus Schweden) zur Untersuchung der Interaktion mit dem Sonnenwind und ein Radio-Experiment (VeRa aus Deutschland).
Der Vertrag, der den Start der Venus-Mission an Bord einer russischen Soyuz-Trägerrakete mit einer oberen Fregat-Brennstufe ermöglichte, wurde am 17. Juni 2003 zwischen der europäischen Raumfahrtbehörde ESA und der europäisch-russischen Starsem unterzeichnet. Wieder entschied sich die ESA für den Transport an Bord der sicheren russischen Rakete, die sich bei den Starts von Mars-Express, sowie bei Flügen zu den Raumstationen Mir und ISS bewähren konnte. |
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Leuchtende Nachtwolken |
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Silbriggraue Erscheinungen in Sommernächten |
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