Staubstürme entstehen meistens in Gebieten, in denen die Sonne im Zenit steht. Sie entwickeln sich häufig über hellen sandigen Wüstengebieten. Die ersten Anzeichen fallen zunächst nur routinierten Beobachtern auf. Ein Indiz, dass sich eine Staubwolke gebildet hat, sind lokale Veränderungen der Oberflächen-Helligkeit.
Manchmal entwickeln sich Staubstürme an verschiedenen Orten zur gleichen Zeit. Ein solches Ereignis trat beispielsweise 1990 ein, als fünf verschiedene lokale Aufwirbelungen innerhalb von wenigen Tagen entstanden. Hin und wieder breiten sie sich aus und überdecken in ihrer fortschreitenden Entwicklung auch dunklere Oberflächen-Formationen.
Beobachtung durch Farbfilter
Besonders kontrastreich treten Staubstürme bei der Beobachtung durch einen gelben oder besser noch roten Farbfilter hervor. In seiner frühen Entwicklungsphase lässt sich ein solches Ereignis auch durch einem blauen Farbfilter recht gut erkennen. Dies lässt auf das Vorhandensein von Eiskristallen in der Staubwolke schließen.
Im Jahr 2003 wurde die Entstehung und Entwicklung eines lokalen Staubsturms beoachtet. Die dabei angefertigte und in ihre drei Farbkanäle zerlegte Aufnahme zeigt deutlich, wie sich der atmosphärische Staub unter Zuhilfenahme verschiedener Filter kontrastreich abheben lässt.
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D. C. Parker |
Beobachteter Staubsturm am 6. Juli 2003 in verschiedenen Farbbereichen - die linken drei Bilder geben die Ansicht des Planeten durch einen (v.l.n.r.) roten, grünen und blauen Filter wieder, das rechte Bild ist eine Kombination der drei Farbkanäle |
Regionen mit hohem Sturm-Potential
Atmosphärische Phänomene durch aufgewirbelten Staub zeigen sich oft wiederholt über den selben Gebieten der Marsoberfläche. Hauptsächlich entstehen Staubstürme über dem
Hellas-Bassin und über
Thaumasia, die Region um
Solis Lacus, der das
Valles Marineris beinhaltet. Des weiteren hütet die
Libya-Isidis-Wüste, östlich von
Syrtis Major, ein großes Potential zur Entstehung von solchen Ereignissen.
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astrocorner.de |
Oberflächen-Karte des Planeten Mars |
Hellas − ein großes altes Einschlagsgebiet, dessen Plateau etwa 6 Kilometer unter dem Mars-Equivalent für den Meeresspiegel liegt − zeigte im 20. Jahrhudert eine besonders hohe Staubsturm-Aktivität. Die bedeutenden Staubstürme von 1909, 1911, 1924, 1939, 1956, 1971 und 2001 erschienen zuerst dort. Atmosphären-Forscher glauben, dass sehr kalte nordwärts strömende Luft von der südlichen Polkappe mit rapider Geschwindigkeit in das tiefe
Hellas-Becken einsinkt, wodurch Winde ausgelöst werden, die stark genug sind, um Staubteilchen aufzuwirbeln und mit sich zu transportieren.
Mars-Observierung als wissenschaftlicher Beitrag
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MSSS |
Windhose auf der Marsoberfläche - Der frische Pfad ist recht deutlich erkennbar, der eigentliche Wirbel befindet sich oben rechts am Ende der Spur. |
Der atmosphärische Staub spielt eine Schlüsselrolle im Marsklima. Es gibt starke Hinweise darauf, dass er auch großen Einfluss auf langzeitige Klimaveränderungen und die Oberflächengeologie ausübt. Das Verstehen der Hintergründe solcher einflussreichen Ereignisse ist von immenser Bedeutung im Hinblick auf künftige bemannte Marsexpeditionen.
Obwohl der Planet von Raumsonden beobachtet wird, können viele wichtige Informationen zur Entwicklung von Staubstürmen auch durch erdgebundene Teleskop-Beobachtungen erzielt werden. Da die Rotation des Mars nur 39 Minuten länger dauert als die der Erde, ist ein weltweites Netzwerk von professionellen und Amateur-Beobachtungsstationen notwendig, um kontinuierliche und globale Ergebnisse zu erzielen. Somit können auch Amateur-Astronomen dazu beitragen, Daten von wissenschaftlicher Bedeutung zu liefern.