Am 8. Juni
2004 konnte ein seltener Venus-Transit
beobachtet werden. Es war nach immerhin 122 Jahren der erste Planetendurchgang seiner
Art - im gesamten 20. Jahrhundert fand also kein solches Schauspiel statt. Dem Transit von 2004 wurde damals weltweit entsprechend eifrig entgegen gefiebert. Das Ereignis konnte in Mitteleuropa
und vielen anderen Teilen der Welt beobachtet werden.
Venus-Transit 2004
Am
8. Juni 2004 erreichte die Venus um 10 Uhr MESZ ihre untere Konjunktion
zur Sonne. Am Vortag, um 16 Uhr passierte der innere Planet seinen
absteigenden Knoten. Der zeitlich geringe Abstand der beiden Ereignisse
reichte aus, um einen Transit entstehen zu lassen.
Geozentrisch
betrachtet berührte das Venusscheibchen am 8. Juni 2004 die Sonnenscheibe
am äußeren Rand um 07h14 MESZ (1. Kontakt) und gab so den Auftakt
für ein äußerst seltenes kosmisches Schaupiel. Die schwarze kreisrunde Silhouette des inneren Planeten wanderte mehr als 6 Stunden lang über die helle Sonnenscheibe hinweg und trat erst um 13h26
MESZ wieder aus (4. Kontakt).
Christoph Rollwagen, YouTube
Beobachtung des Venustransits vom 8. Juni 2004 nahe Calbe (Saale)
Doppeltes Jahrhundert-Ereignis
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Ansicht
des Planeten Venus vor der Sonnenscheibe
Venusdurchgänge
vor der Sonne sind wesentlich seltener zu beobachten als Sonnen- oder Mondfinsternisse.
Selbst die unauffälligeren Transite des kleinen und flinken
Planeten Merkur erscheinen viel häufiger.
Venus-Transite
treten fast immer gepaart im Abstand von 8 Jahren ungefähr alle 120
Jahre auf. Der Venus-Transit vom 8. Juni 2004 war der erste von zwei derartigen Ereignissen, die im 21. Jahrhundert zu verfolgen waren. Der zweite Venus-Transit im 21. Jahrhundert ereignete sich am »6. Juni 2012. Dabei konnte vom deutschsprachigen Raum aus allerdings nur das Ende des Ereigisses nach Sonnenaufgang beobachtet werden.
Nach dem Ende des aktuellen Jahrhunderts wird ein solches Himmelsereignis
erst wieder am 11. Dezember 2117
zu sehen sein. Der nächste Venus-Transit, der auch wieder
in voller Länge von Mitteleuropa aus zu beobachten ist,
ereignet sich erst wieder am 11. Juni
2247.
Voraussetzungen für einen Venus-Transit
SOHO
Venus kurz vor ihrer unteren Konjunktion im Januar 2006 - der Planet wandert nördlich an der Sonne vorbei
Venus-Transite können auftreten, wenn der innere Planet seine
untere Konjunktionsstellung einnimmt. Doch nicht bei jedem solchen
Ereignis ist auch immer ein Venus-Transit zu beobachten, da der
Planet von der Erde aus beobachtet meist einige Grad nördlich oder südlich
der Sonnenscheibe vorbei zieht. Die Umlaufbahn des Planeten Venus
ist schließlich um wenige Grad zur Ekliptik (Umlaufbahn
der Erde um die Sonne) geneigt.
Nur wenn der innere Planet auf seiner
Bahn um die Sonne zur Zeit der unteren Konjunktion einen aufsteigenden
oder absteigenden Knoten passiert, ist eine solche Mini-Finsternis
für Beobachter auf der Erde zu erkennen. Ein Bahnknoten ist
der Schnittpunkt der scheinbaren Venusbahn am Himmel mit der Ekliptik.
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Neigung
der Umlaufebene der Venus gegen die Ekliptik - Transitereignisse
können nur stattfinden, wenn sich Venus und Erde nahe
der Knotenlinie befinden
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In
den Jahren 2004 und 2012 ist jeweils ein Venus-Transit zu
beobachten, 1996 wurde das Ereignis knapp verfehlt, Venus
lief südlich an der Sonnenscheibe vorbei
Wenn die Venus also einen Knoten erreicht, befindet sie sich exakt
in Höhe der Ekliptik, durchquert also gleichzeitig auch die
Sonnenscheibe. Die Sonne, die Venus und die Erde reihen sich dann auf
einer rund 150 Millionen Kilometer langen imaginären Linie auf.
Verlauf des Venus-Transits von 2004
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Pfad des Planeten Venus über die Sonnenscheibe. Die
Zeitangaben entlang der Venusbahn markieren die Positionen
des inneren Planeten zu verschiedenen Zeiten. Der Planet
bewegt sich in westliche Richtung über die Sonne und
beschriebt somit eine Sehne, die die südliche Hemisphäre
der Sonne überdeckt. Bei einer Bogengeschwindigkeit
von 3,2 Bogenminuten pro Stunde benötigt die Venus
ungefähr 6,2 Stunden, um die Sonnenscheibe zu überqueren.
Der scheinbare Durchmesser der Venus beträgt 58,6 Bogensekunden,
was rund 3% des Sonnendurchmessers von 1887 Bogensekunden
entspricht. Die Angaben der Zeitskala beziehen sich auf
die Mitteleuropäische Zeit (MESZ). Die Positionen
der Venus sind aus geozentrischer Perspektive angegeben
und können für verschiedene Beobachtungsorte
leicht abweichen.
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1.
Kontakt
Der
Transit begann mit dem 1. Kontakt, als der Rand des Venus-Scheibchens
den Rand der Sonne von außen erstmalig berührte. Ohne
einen speziellen H-Alpha-Sonnenfilter war dieses Ereignis noch
nicht zu beobachten, da die Venus erst in Erscheinung tritt, wenn
sie sich bereits teilweise über der hellen Sonnenscheibe
befindet. Die anfänglich noch unauffällige schwarze
Beule benötigte daraufhin ungefähr neunzehn Minuten,
um sich in die Sonnenscheibe hinein zu graben und letztlich als
dunkles, kreisrundes Scheibchen vor dem Sonnenhintergrund erkennbar
zu werden.
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Eintritt
des dunklen Venus-Scheibchens in die helle Sonnenscheibe
- zunächst ist lediglich eine winzige Beule zu erkennen,
die sich im Laufe weniger Minuten scheinbar zu einer größeren
Kerbe erweitert hat. Venus strebt dem 2. Kontakt entgegen
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2.
Kontakt
Der
2. Kontakt trat ein, als die Venus den Sonnenrand vollständig
überquert hatte und diesen nun von innen tangierte. Der Zeitraum
zwischen dem 1. und 2. Kontakt wird auch als Eintritt bezeichnet.
Von nun an befand sich der Planet Venus, der ungewöhnlicher
Weise als große kreisrunde schwarze Scheibe zu erkennen
war, auf seiner circa 6 Stunden andauernden langsamen Passage
über die Sonnenscheibe. Die Venus wies einen Durchmesser
von 58 Bogensekunden auf, dies entspricht etwa 1/30 des
Sonnenscheibendurchmessers.
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Mitte
des Transits
Zwischenzeitlich
erreichte der Planet die Bahnposition des größten Transits.
Dieses Ereignis beschreibt den geringsten Abstand der Venus zum
Sonnenscheibenmittelpunkt. Während des Transits vom 8. Juni
2004 betrug der minimale Abstand zu diesem Punkt 627 Bogensekunden.
Die kreisrunde Schwarze Scheibe der Venus befand sich über
der südlichen Hemisphäre der hellen Sonnenscheibe im
Hintergrund.
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3.
und 4. Kontakt des Venus-Transits
Der
3. Kontakt dieser Mini-Finsternis wurde erreicht, als die Venus
zum ersten Mal den gegenüberliegenden Rand der Sonnenscheibe
berührte. Wiederum vergingen 19 Minuten, die der Planet benötigte,
um die helle Sonnenscheibe wieder zu verlassen. Letztlich endete
der Transit mit dem 4. Kontakt, nachdem die Venusscheibe vollständig
ausgetreten war und der Planet wieder aus unserem Sichtfeld entschwunden
war. Der Zeitraum zwischen dem 3. und 4.
Kontakt wird auch als Austritt bezeichnet.
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Austritt
der Venus vor der Sonnenscheibe - nochmals ist die Überquerung
des Sonnenrandes zu beobachten
Ereignis
Geozentrisch
50°
Nord, 10° Ost
1.
Kontakt
07h13m30s
07h19m58s
2.
Kontakt
07h32m47s
07h39m34s
Mitte
(Maximum)
10h19m41s
10h22m28s
3.
Kontakt
13h06m35s
13h03m58s
4.
Kontakt
13h25m51s
13h23m11s
Phasen
des Venus-Transits vom 8.06.2004 - Die Kontaktzeiten sind
sowohl geozentrisch als auch für den Ort bei den Koordinaten
50° nördlicher Breite und 10° östlicher
Länge angegeben. Die Beobachtungszeiten sind in der
für diese Zeit in Deutschland gültiger Mitteleuropäischer
Sommerzeit (MESZ) angegeben.
Die Kontaktzeiten beziehen sich auf den Erdmittelpunkt. Entsprechende Daten
für andere Orte auf der Erdoberfläche weichen
hiervon um bis zu plus oder minus sieben Minuten ab. Gleichbedeutend
verschiebt sich der Ort des 58 Bogensekunden großen Venusscheibchens
vor der Sonne um bis zu 30 Bogensekunden, je nach dem an welcher
geographischen Stelle der Erdoberfläche sich der Beobachter
befindet. Dieser Effekt entsteht durch parallaktische Verschiebungen
des Planeten Venus.
Sichtbarkeit
Der
gesamte Verlauf dieses äußerst seltenen Ereignisses
war weiträumig von Afrika, Asien und auch Europa aus beobachtbar.
In Australien und Japan war zwar der Anfang dieses Ereignisses
zu beobachten, doch die Sonne ging vor der Austritt der Venus
aus der Sonnenscheibe unter. Dementsprechend konnten Beobachter
im westlichen Teil Afrikas und von östlichen und zentralen
Bereichen Nord- und Südamerikas aus nur das Ende des Transits
miterleben, da das Ereignis für diese Regionen bereits vor
Sonnenaufgang begonnen hatte.
Ereignis
Geozentrisch
50°
Nord, 10° Ost
1.
Kontakt
07h13m30s
07h19m58s
2.
Kontakt
07h32m47s
07h39m34s
Mitte
(Maximum)
10h19m41s
10h22m28s
3.
Kontakt
13h06m35s
13h03m58s
4.
Kontakt
13h25m51s
13h23m11s
Phasen
des Venus-Transits vom 8.06.2004 - Die Kontaktzeiten sind
sowohl geozentrisch als auch für den Ort bei den Koordinaten
50° nördlicher Breite und 10° östlicher
Länge angegeben. Die Beobachtungszeiten sind in der
für diese Zeit in Deutschland gültiger Mitteleuropäischer
Sommerzeit (MESZ) angegeben.
Der
Transit konnte von der gesamten Tageslichthemisphäre der
Erde beobachtet werden. Da das Ereignis jedoch mehr als 6 Stunden
andauerte, legte die Erde während dieser Zeit etwa 1/4
der täglichen Rotation zurück. Somit konnte
von einigen geographischen Regionen aus das gesamte Ereignis
nachvollzogen werden, von anderen Regionen nur der Anfang oder
das Ende des seltenen Spektakels. Letztlich konnte von ungefähr
einem Viertel der Erdoberfläche aus dieser Venus-Transit
nicht erlebt werden, da sich die Sonne zur Zeit des Ereignisses
noch unter dem Horizont befand.
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Globaler
Verlauf des Venus-Transits vom 8. Juni 2004
dunkelgrün = vollständig sichtbar
hellgrün
= teilweise sichtbar
grau
= nicht sichtbar
Während des Eintritts konnte der Transit vom gesamten asiatischen
Kontinent, Australien, Europa, Alaska, Nord-Kanada, Grönland
und Island aus beobachtet werden. Während des größten
Transits war die zu einem Bruchteil verfinsterte Sonne von
Europa, Afrika, Asien, Westaustralien und von hohen nördlichen
Breitengraden aus zu sehen. Die letzte Phase des Transits,
der Austritt der Venus aus der hellen Sonnenscheibe war vom
gesamten afrikanischen Kontinent, Europa, Zentralasien, dem
östlichen Nordamerika, dem nördlichen Südamerika
und von hohen nördlichen Breitengraden einschließlich
Grönland, Island und Nordkanada aus nachvollziehbar.
Durch die Erdrotation war die Sonne für bestimmte Regionen
bereits untergegangen bevor das Ereignis beendet war. Der
Austritt der Venus war dort also nicht zu beobachten.
Dieser Fall trat in Japan, Indonesien, den Philippinen, Australien
und den östlichen Teilen Asiens ein. Ganz ähnlich
erging es Beobachtern im westlichen Afrika, östlichen Nordamerika,
der Karibik und dem nördlichen Südamerika, von wo
aus der Transit bereits im Gange war, als die Sonne am
Morgenhimmel aufging. Somit verpassten diese Beobachter den Eintritt
des Venusscheibchens.
Der gesamte Transit war von Europa, Nord- und Ostafrika sowie
Asien (mit Ausnahme der äußeren östlichen Regionen)
bei entsprechenden Wetterverhältnissen zu beobachten.
Unsichtbar hingegen blieb das Ereignis von westlichen Teilen
Nordamerikas, dem östlichen Pazifik (inklusive Hawaii),
dem südlichen Südamerika (Chile und südliches
Argentinien) und der Antarktis.