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Am 8. Juni
2004 konnte ein seltener Venus-Transit
beobachtet werden. Es war nach immerhin 122 Jahren der erste Planetendurchgang seiner
Art. Diesem Transit wurde damals weltweit entsprechend eifrig entgegen gefiebert. Das Ereignis konnte in Mitteleuropa
und vielen anderen Teilen der Welt beobachtet werden. |
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Am
8. Juni 2004 erreichte die Venus um 10 Uhr MESZ ihre untere Konjunktion
zur Sonne. Am Vortag, um 16 Uhr passierte der innere Planet seinen
absteigenden Knoten. Der zeitlich geringe Abstand der beiden Ereignisse
reichte aus, um einen Transit entstehen zu lassen.
Geozentrisch
betrachtet berührte das Venusscheibchen am 8. Juni 2004 die Sonnenscheibe
am äußeren Rand um 07h14 MESZ und gab somit den Auftakt
für ein kosmisches Schaupiel, das mehr als 6 Stunden später
mit dem vollständigen Austritt des schwarzen kreisrunden
Scheibchens aus der hellen Sonnenscheibe (4. Kontakt) um 13h26
MESZ wieder beendet wurde.
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Pfad der Venus über die Sonnenscheibe |
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Pfad des Planeten Venus über die Sonnenscheibe. Die
Zeitangaben entlang der Venusbahn markieren die Positionen
des inneren Planeten zu verschiedenen Zeiten. Der Planet
bewegt sich in westliche Richtung über die Sonne und
beschriebt somit eine Sehne, die die südliche Hemisphäre
der Sonne überdeckt. Bei einer Bogengeschwindigkeit
von 3,2 Bogenminuten pro Stunde benötigt die Venus
ungefähr 6,2 Stunden, um die Sonnenscheibe zu überqueren.
Der scheinbare Durchmesser der Venus beträgt 58,6 Bogensekunden,
was rund 3% des Sonnendurchmessers von 1887 Bogensekunden
entspricht. Die Angaben der Zeitskala beziehen sich auf
die Mitteleuropäische Zeit (MESZ). Die Positionen
der Venus sind aus geozentrischer Perspektive angegeben
und können für verschiedene Beobachtungsorte
leicht abweichen. |
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1.
Kontakt |
Der
Transit begann mit dem 1. Kontakt, als der Rand des Venus-Scheibchens
den Rand der Sonne von außen erstmalig berührte. Ohne
einen speziellen H-Alpha-Sonnenfilter war dieses Ereignis noch
nicht zu beobachten, da die Venus erst in Erscheinung tritt, wenn
sie sich bereits teilweise über der hellen Sonnenscheibe
befindet. Die anfänglich noch unauffällige schwarze
Beule benötigte daraufhin ungefähr neunzehn Minuten,
um sich in die Sonnenscheibe hinein zu graben und letztlich als
dunkles, kreisrundes Scheibchen vor dem Sonnenhintergrund erkennbar
zu werden.
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Eintritt
des dunklen Venus-Scheibchens in die helle Sonnenscheibe
- zunächst ist lediglich eine winzige Beule zu erkennen,
die sich im Laufe weniger Minuten scheinbar zu einer größeren
Kerbe erweitert hat. Venus strebt dem 2. Kontakt entgegen |
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2.
Kontakt |
Der
2. Kontakt trat ein, als die Venus den Sonnenrand vollständig
überquert hatte und diesen nun von innen tangierte. Der Zeitraum
zwischen dem 1. und 2. Kontakt wird auch als Eintritt bezeichnet.
Von nun an befand sich der Planet Venus, der ungewöhnlicher
Weise als große kreisrunde schwarze Scheibe zu erkennen
war, auf seiner circa 6 Stunden andauernden langsamen Passage
über die Sonnenscheibe. Die Venus wies einen Durchmesser
von 58 Bogensekunden auf, dies entspricht etwa 1/30 des
Sonnenscheibendurchmessers.
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Mitte
des Transits |
Zwischenzeitlich
erreichte der Planet die Bahnposition des größten Transits.
Dieses Ereignis beschreibt den geringsten Abstand der Venus zum
Sonnenscheibenmittelpunkt. Während des Transits vom 8. Juni
2004 betrug der minimale Abstand zu diesem Punkt 627 Bogensekunden.
Die kreisrunde Schwarze Scheibe der Venus befand sich über
der südlichen Hemisphäre der hellen Sonnenscheibe im
Hintergrund.
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3.
und 4. Kontakt des Venus-Transits |
Der
3. Kontakt dieser Mini-Finsternis wurde erreicht, als die Venus
zum ersten Mal den gegenüberliegenden Rand der Sonnenscheibe
berührte. Wiederum vergingen 19 Minuten, die der Planet benötigte,
um die helle Sonnenscheibe wieder zu verlassen. Letztlich endete
der Transit mit dem 4. Kontakt, nachdem die Venusscheibe vollständig
ausgetreten war und der Planet wieder aus unserem Sichtfeld entschwunden
war. Der Zeitraum zwischen dem 3. und 4.
Kontakt wird auch als Austritt bezeichnet.
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Austritt
der Venus vor der Sonnenscheibe - nochmals ist die Überquerung
des Sonnenrandes zu beobachten |
Ereignis |
Geozentrisch |
50°
Nord, 10° Ost |
1.
Kontakt |
07h13m30s |
07h19m58s |
2.
Kontakt |
07h32m47s |
07h39m34s |
Mitte
(Maximum) |
10h19m41s |
10h22m28s |
3.
Kontakt |
13h06m35s |
13h03m58s |
4.
Kontakt |
13h25m51s |
13h23m11s |
Phasen
des Venus-Transits vom 8.06.2004 - Die Kontaktzeiten sind
sowohl geozentrisch als auch für den Ort bei den Koordinaten
50° nördlicher Breite und 10° östlicher
Länge angegeben. Die Beobachtungszeiten sind in der
für diese Zeit in Deutschland gültiger Mitteleuropäischer
Sommerzeit (MESZ) angegeben. |
Die Kontaktzeiten beziehen sich auf den Erdmittelpunkt. Entsprechende Daten
für andere Orte auf der Erdoberfläche weichen
hiervon um bis zu plus oder minus sieben Minuten ab. Gleichbedeutend
verschiebt sich der Ort des 58 Bogensekunden großen Venusscheibchens
vor der Sonne um bis zu 30 Bogensekunden, je nach dem an welcher
geographischen Stelle der Erdoberfläche sich der Beobachter
befindet. Dieser Effekt entsteht durch parallaktische Verschiebungen
des Planeten Venus.
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Der
gesamte Verlauf dieses äußerst seltenen Ereignisses
war weiträumig von Afrika, Asien und auch Europa aus beobachtbar.
In Australien und Japan war zwar der Anfang dieses Ereignisses
zu beobachten, doch die Sonne ging vor der Austritt der Venus
aus der Sonnenscheibe unter. Dementsprechend konnten Beobachter
in westlichen Teil Afrikas und von östlichen und zentralen
Bereichen Nord- und Südamerikas aus nur das Ende des Transits
miterleben, da das Ereignis für diese Regionen bereits vor
Sonnenaufgang begonnen hatte.
Ereignis |
Geozentrisch |
50°
Nord, 10° Ost |
1.
Kontakt |
07h13m30s |
07h19m58s |
2.
Kontakt |
07h32m47s |
07h39m34s |
Mitte
(Maximum) |
10h19m41s |
10h22m28s |
3.
Kontakt |
13h06m35s |
13h03m58s |
4.
Kontakt |
13h25m51s |
13h23m11s |
Phasen
des Venus-Transits vom 8.06.2004 - Die Kontaktzeiten sind
sowohl geozentrisch als auch für den Ort bei den Koordinaten
50° nördlicher Breite und 10° östlicher
Länge angegeben. Die Beobachtungszeiten sind in der
für diese Zeit in Deutschland gültiger Mitteleuropäischer
Sommerzeit (MESZ) angegeben. |
Der
Transit konnte von der gesamten Tageslichthemisphäre der
Erde beobachtet werden. Da das Ereignis jedoch mehr als 6 Stunden
andauerte, legte die Erde während dieser Zeit etwa 1/4
der täglichen Rotation zurück. Somit konnte
von einigen geographischen Regionen aus das gesamte Ereignis
nachvollzogen werden, von anderen Regionen nur der Anfang oder
das Ende des seltenen Spektakels. Letztlich konnte von ungefähr
einem Viertel der Erdoberfläche aus dieser Venus-Transit
nicht erlebt werden, da sich die Sonne zur Zeit des Ereignisses
noch unter dem Horizont befand.
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Globaler
Verlauf des Venus-Transits vom 8. Juni 2004 |
dunkelgrün = vollständig sichtbar |
hellgrün
= teilweise sichtbar |
grau
= nicht sichtbar |
Während des Eintritts konnte der Transit vom gesamten asiatischen
Kontinent, Australien, Europa, Alaska, Nord-Kanada, Grönland
und Island aus beobachtet werden. Während des größten
Transits war die zu einem Bruchteil verfinsterte Sonne von
Europa, Afrika, Asien, Westaustralien und von hohen nördlichen
Breitengraden aus zu sehen. Die letzte Phase des Transits,
der Austritt der Venus aus der hellen Sonnenscheibe war vom
gesamten afrikanischen Kontinent, Europa, Zentralasien, dem
östlichen Nordamerika, dem nördlichen Südamerika
und von hohen nördlichen Breitengraden einschließlich
Grönland, Island und Nordkanada aus nachvollziehbar.
Durch die Erdrotation war die Sonne für bestimmte Regionen
bereits untergegangen bevor das Ereignis beendet war. Der
Austritt der Venus war dort also nicht zu beobachten.
Dieser Fall trat in Japan, Indonesien, den Philippinen, Australien
und den östlichen Teilen Asiens ein. Ganz ähnlich
erging es Beobachtern im westlichen Afrika, östlichen Nordamerika,
der Karibik und dem nördlichen Südamerika, von wo
aus der Transit bereits im Gange war, als die Sonne am
Morgenhimmel aufging. Somit verpassten diese Beobachter den Eintritt
des Venusscheibchens.
Der gesamte Transit war von Europa, Nord- und Ostafrika sowie
Asien (mit Ausnahme der äußeren östlichen Regionen)
bei entsprechenden Wetterverhältnissen zu beobachten.
Unsichtbar hingegen blieb das Ereignis von westlichen Teilen
Nordamerikas, dem östlichen Pazifik (inklusive Hawaii),
dem südlichen Südamerika (Chile und südliches
Argentinien) und der Antarktis. |
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Saturn |
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Astro Corner gibt hilfreiche Hinweise zur Beobachtung des Ringplaneten |
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