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29.03.2006

... totale Sonnenfinsternis am Mittelmeer
Korona über dem Mittelmeer
Seltener Strahlenkranz

Christoph Rollwagen
Anblick der totalen Sonnenfinsternis in Side, Türkei
Am 29. März 2006 war wieder eine besondere totale Sonnenfinsternis zu beobachten, deren Schattenpfad in Brasilien begann, sich über den Atlantik und Nordafrika (Ghana, Togo, Benin, Nigeria, Niger, Tschad, Lybien, ägypten) bis hin in die Türkei und Kasachstan erstreckte. Der Mond deckte die Sonnenscheibe für einen Zeitraum von bis zu 4 Minuten und 07 Sekunden vollständig ab. Dabei wurde der Himmel fast gänzlich dunkel, die sonst unsichtbare Korona - der heiße Strahlenkranz der Sonne - trat um die dunkle Neumondscheibe hervor und ein einzigartiges Naturschauspiel entstand. Bestaunen Sie hier die »Fotos dieses Ereignisses!

astrocorner.de
Globaler Verlauf der Kernschattenzone der Totalen Sonnenfinsternis vom 29. März 2006

Umfangreiche Informationen zur dieser totalen Sonnenfinsternis finden Sie in einem mehrseitigen PDF-Dokument zum »Download.
Allgemeine Informationen
Saros 139
Totalität beobachtbar in Ostküste Brasiliens, Atlantik, Nordafrika (Ghana, Togo, Benin, Nigeria, Niger, Tschad, Lybien, ägypten), Türkei, Kasachstan
partiell beobachtbar in östliche Teile Südamerikas, weite Teile Afrikas, Europa, weite Teile Asiens
maximale Totalität um 10h11m UT
maximale Dauer der Totalität 4 Minuten 07 Sekunden
maximaler Kernschattendurchmesser 188 km
Magnitude 1,052
Erlebnisbericht
Christoph Rollwagen
(Side, Türkei)

Im Anschluss an einen vierwöchigen Australien-Urlaub flog ich Ende März 2006 in die Türkei und verbrachte ein paar Tage an der Mittelmeerküste in Side. Überall in der Stadt traf ich auf Leute, die wie auch ich angereist waren, um eine totale Sonnenfinsternis zu sehen. In meinem Hotel traf ich auf einige deutsche Amateurastronomen, die brilliante Himmelsfotos mit im Gepäck hatten.

Den Finsternistag verbachte ich mit Freunden aus den Niederlanden. Nach einem frühen gemeinsamen Mittagessen beschlossen wir, die Finsternis nicht am Strand sondern auf einem nahegelegenen Hügel zu beobachten. Er erschien ein paar Meter hoch zu sein und bot inmitten eines unbebauten Areals freie Sicht in alle Richtungen. Wir brachen recht spät auf und der Fußmarsch dorthin, der über ein großes bewachsenes Feld führte, dauerte viel länger als gedacht. Ich packte meine Kamera aus, und machte zu Fuß bereits die ersten Fotos der beginnenden partiellen Phase. Zum Glück verwendete ich mein leichtes und tragbares Reiseteleskop 350mm Meade ETX-70 f/5 an einer Canon EOS 300D als Fotoobjektiv. Schon nach dem Essen hatte ich sie einsatzbereit gemacht und in meinen Rucksack gesteckt. So fiel es nicht schwer, aus dem Stand alle paar Sekunden eine Aufnahme anzufertigen. Auch das genaue Fokussieren gelang ganz gut, da ich zuvor mit dem Gerät wochenlang zahlreiche Sonnen- und Mondfotos gemacht hatte.

Auf dem Hügel hatten sich bereits so viele Menschen versammelt, dass ich kaum Platz für mein Fotostativ fand. Ich beschloss, mich auf einer großen benachbarten Wiese niederzulassen, auf der meine Freunde mittlerweile mit dem Mietauto angekommen waren. Von dort aus konnte ich die fortschreitende Bedeckung der Sonne bequem im Sitzen dokumentieren.

Der Himmel war fast wolkenlos und der Kernschattens kündigte seine Ankuft mit einer Verdunkelung des Südwest-Horizonts an. Er raste auf unseren Beobachtungsort von Afrika kommend über das Mittelmeer zu. Wenige Sekunden bevor die Sonne komplett vom Mond bedeckt war, erkannte ich auf dem weißen Lack meines Mietautos auffällig kontrastreiche parallele Schatten umherschwirren. Ich erschrak für einen Moment, bis ich begriff, dass die Zeit der fliegenden Schatten gekommen war. Zum erstem Mal wurde ich Zeuge dieses paralysierenden Moments. In der Ferne leuchteten die Berge des Taurus-Gebirges plötzlich in orangenem Licht.

Mit dem Diamantring-Effekt verschwand das letzte direkte Sonnenlicht und während der Totalität prangte über uns am Himmel ringsum die Mondsilhouette eine eindrucksvolle und helle Korona. Ich glaubte, ein gewaltiges Auge am Himmel zu erkennen. Die vielen Menschen auf der Wiese jubelten, kreischten und klatschten. In der Umgebung feuerten die Bewohner Silvester-Raketen in den Himmel. Ich saß die gesamte Zeit hindurch hinter meiner Kamera und fertigte so viele Einzelbilder unterschiedlicher Belichtungszeit wie möglich an. Hin und wieder blickte ich durch mein Fernglas hinauf in die Korona oder bestaunte den farbenprächtigen Dämmerungshimmel um mich herum. Die Sonnenkorona beobachtete ich im Wechsel mit dem bloßen Auge und durch das Sucherokular meiner Kamera.

Ich konnte problemlos meine Foto-Sequenz abarbeiten, doch der ständige Wechsel der Belichtungszeiten nahm viel von meiner Konzentration in Anspruch. Letztlich wurde ich permanent von der eigentlichen Beobachtung abgelenkt. Ich beschloss, bei meiner nächsten Sonnenfinsternis-Beobachtung eine Belichtungsautomatik und vielleicht auch eine schnellere Kamera zu verwenden, um mehr Einzelbilder höherer Qualität generieren zu können und um selbst mehr Zeit zu haben, die Finsterniseffekte zu genießen.

Aus dem Foto- und Videomaterial, dass wir an diesem Tag gewinnen konnten, fertigte ich mit Adobe Flash eine DVD-Dokumentation an, die in diesem Video zu sehen ist.

Vimeo, Christoph Rollwagen
Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis in Side an der türkischen Riviera
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