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Tuttle (2007)

8P/Tuttle - nahe Erdpassage zur Jahreswende 2007/2008
Der Komet 8P/Tuttle ist ein periodischer Komet mit einer Umlaufzeit um die Sonne von nur etwa 14 Jahren. Er durchstößt die Ekliptik auf seinem Orbit an einem Punkt, der sich recht nahe der Erdumlaufbahn befindet. So kommt es hin und wieder zu nahen Begegnungen zwischen der Erde und diesem Kometen. Wenn die Erde die äußeren Bereiche seines Schweifs durchquert, kann in jedem Jahr um den 22. Dezember der Meteorstrom der Ursiden beobachtet werden.

Zur Jahreswende 2007/2008 wird es wieder zu einer engen Annäherung der beiden Himmelskörper kommen. Hierbei wird der Komet der Erde näher kommen, als bei allen zuvor beobachteten Erscheinungen. Den Prognosen zufolge wird er dabei eine Helligkeit von 6. Größe erreichen und könnte somit unter besonders günstigen Voraussetzungen sogar mit dem bloßen Auge zu erkennen sein.

Dies wäre die erste Sichtung dieses Kometen mit dem bloßen Auge. Auch wenn die Helligkeitsentwicklung unter den Vorhersagen bleibt, dürfte der Schweifstern ein interessantes Feldstecherobjekt werden. Zudem werden zahlreiche nahe Begegnungen von 8P mit DeepSky-Objekten zu beobachten sein.
Helligkeitsprognose
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Helligkeitskurve des Kometen 8P/Tuttle für dessen Sichtbarkeitsperiode zur Jahreswende 2007/2008 - die prognostizierte Helligkeit zur Zeit der größten Erdnähe könnte ihn unter besonders günstigen Umständen mit dem bloßen Auge erkennbar werden lassen
Kometenbahn
Ende November 2007 sollte der periodische Komet 8P/Tuttle eine Helligkeit von 10,0mag erreichen. Das Objekt ist zu dieser Zeit zirkumpolar und kann daher die gesamte Nacht hindurch im Sternbild Kleiner Bär ganz in der Nähe des Polarsterns aufgefunden werden.

Im Dezember 2007 wird der Schweifstern die Sternbilder Kepheus, Kassiopeia, Andromeda und Dreieck durchqueren und dabei stark an Helligkeit und Winkelgeschwindigkeit zulegen. Vor allem in der Milchstraßenregion kommt es zu einigen nahen Begegnungen mit anderen DeepSky-Objekten.

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Bahn des Kometen 8/P Tuttle von Ende August 2007 bis Mitte Januar 2008.

Am Abend des 15. Dezember wird der Komet (dann schon etwa 7,6 mag hell) den ungewöhnlich rötlich erscheinenden Planetarischen Nebel NGC40 (10,7mag) etwa 1 Grad westlich passieren. In der Nacht vom 22. auf den 23. nähert sich der Komet (7,0 mag) der auffälligen H-alpha-Region NGC281 (7,4 mag) in der Kassiopeia bis auf wenige Bogenminuten an. Am Abend des 27. Dezember kann der Komet (dann knapp 6,0 mag) rund 7 Grad östlich der Andromeda-Galaxie M31 aufgefunden werden.

Ein besonders reizvolles fotografisches Ereignis ergibt sich in der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember 2007, wenn der Komet den Dreiecks-Nebel M33 (6,1mag) überstreicht. Von Mitteleuropa aus wird im Verlauf der Nacht zu erkennen sein, wie der Komet und sein Schweif über die etwa 1 Grad große Galaxie hinweg zieht.

Zur Jahreswende wird der Komet in einem Abstand von nur 0,255 A.E. (etwa 38 Millionen km) die Erde passieren und am 27. Januar 2008 seinen sonnennächsten Bahnpunkt in einer Distanz von 153 Millionen Kilometern zum Zentralgestirn durchlaufen. In den ersten beiden Januar-Wochen dürfte er eine Helligkeit von etwa 6mag erreichen. Zu dieser Zeit hält er sich in den Sternbildern Widder und Fische auf. Später durchquert er die Konstellationen Chemischer Ofen und Fluss Eridanus.

Ab Ende Januar verschwindet das Objekt aus unserem Sichtbereich und wird dann mit stark schwindender Helligkeit nur noch von der südlichen Hemisphere aus beobachtet werden können. Bis Ende März 2008 dürfte seine Helligkeit wieder unter die 10. Größenklasse gefallen sein.

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Orbit des Kometen 8/P Tuttle
Geschichte des Kometen
Auch Charles Messier beobachtete den Kometen im Jahr 1790
Der Franzose P. F. A. Méchain entdeckte diesen Kometen am Abendhimmel am 9. Januar 1790 in Paris. Mehrere Astronomen - unter ihnen Charles Messier und William Herschel - beobachteten das Objekt weitere drei Wochen lang. Méchains konnte aus den unzureichenden Beobachtungsdaten nur eine ungenaue Bahn bestimmen - die kurzperiodische Natur des Objekts wurde damals noch nicht erkannt.

Am 5. Januar 1858 entdeckte auch Horace Parnell Tuttle einen Kometen, den er als "eher schwach, aber mit dem großen Refraktor ohne Anstrengung beobachtbar" beschrieb. Unabhängig davon erkannte der Deutsche Karl Christian Bruhns das selbe Objekt am 11. Januar in Berlin. Er beschrieb den Kometen als "sehr großes diffuses Objekt ohne Kern und bestimmbare Begrenzung". Zu dieser Zeit hatten bereits einige Observatorien Tuttles Entdeckung bestätigt, so dass der Name Bruhns zu diesem Kometen nicht mehr hinzugefügt wurde. Der Komet errichte im Jahr 1858 eine maximale Helligkeit von etwa 7. Größe.

Genauere Bahnberechnungen zeigten, dass der neue Komet mit dem bereits im Jahr 1790 beobachteten Schweifstern identisch sein musste. Die erste vorhergesagte Wiederkehr des Kometen sollte im Jahr 1871 stattfinden. Am 13. Oktober konnte der Franzose Alphonse Louis Nicolas Borrelly das Objekt in Marseilles aufspüren. Unabhänig davon gelang es auch dem Karlsruher Winnecke am 16. und H. P. Tuttle am Harvard Observatorium am 22. Oktober. Bei dieser Annäherung dürfte die Helligkeit des Kometen die 8. Größe überschritten haben.

Mit Ausnahme des Jahres 1953, als besonders ungünstige Beobachtungsbedingungen eintraten, wurde der periodische Komet seit 1871 bei jeder Wiederkehr beobachtet. Dabei war er niemals mit dem bloßen Auge sichtbar, die größte bislang beobachtete Helligkeit betrug 6,5 mag im Jahr 1980.
Bahnelemente
Größe Wert
Epoche 2008 Jan. 15.0 TT = JDT 2454480.5
Periheltermin (T) 2008 Jan. 27.01544 TT
Perihelargument (ω) 207.50542°
Periheldistanz (q) 1.0271358 AE
Knotenlänge (n) 270.34150°
Exzentrizität (e) 0.8198520
Bahnneigung (i) 54.98269°
aus 50 Beobachtungen von 1967 bis 2007
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