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ATLAS (2025)

Komet C/2024 G3
Heller Schweifstern am Tageshimmel im Januar 2025
von Christoph Rollwagen
Mitte Januar 2025 entwickelte sich der Komet ATLAS (C/2024 G3) zu einem extrem hellen Objekt am Himmel. Er erreichte kurzzeitig eine scheinbare Helligkeit ähnlich der Venus. Beobachter der Nordhalbkugel konnten den Kometen sogar am Tageshimmel und kurzzeitig tief in der Abenddämmung aufspüren.

Ende Januar wird er nur noch von der Südhalbkugel zu erkennen sein, von wo aus er möglicherweise über einige Tage hinweg freisichtig zu erkennen sein wird.
ATLAS in SOHO
Der Kometenkern zog im Januar 2025 in sehr geringem Abstand an der Sonne vorbei. Das Objekt war vom 11. bis 15. Januar im Bildfeld des Koronographen C3 des weltraumgebundenen Sonnenobservatoriums SOHO zu erkennen.

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Ansicht des Kometen C/2024 G3 (ATLAS) vor der Sonnenkorona im Koronographen C3 des weltraumgebundenen Sonnenobservatoriums SOHO vom 11. bis 15. Januar 2025.
Fotos des Kometen
NASA, Donald Pettit
Aufnahme des Kometen C/2024 G3 (ATLAS) von Bord der Internationalen Raumstation ISS vom 9. Januar 2025 um 12.59 Uhr UT
Entdeckung
Der Komet C/2024 G3 (ATLAS) wurde am 5. April 2024 von T. Linder mit dem 0,5-Meter-Reflektor-Teleskop des automatischen Suchprogramms Asteroid Terrestrial-Impact Last Alert System (ATLAS) in Río Hurtado, Chile entdeckt. Zu dieser Zeit erschien der Komet als Objekt 19. Größe im südlichen Sternbild Oktant und war etwa 4,38 A.E. (bzw. 655 Millionen Kilometer) von der Erde entfernt.

Weitere darauf folgende Beobachtungen zeigten, dass das Objekt eine diffuse Koma mit einem Durchmesser von etwa 4,5 Bogensekunden und einen geradlinigen Schweif besaß. Genauere Bahnbestimmungen deuten darauf hin, dass es sich wahrscheinlich um einen recht dynamischen alten Kometen handelt, der schon mehrere nahe Passagen an der Sonne vollzogen haben könnte.
Umlaufbahn
Der Komet bewegt sich entlang einer sehr exzentrischen, langperiodischen und retrograden Umlaufbahn. Sein Orbit ist stark zur Ekliptik geneigt. Er stammt aus den äußeren Regionen des Sonnensystems. Es handelt sich um einen sogenannten Sungrazing Comet, der die Sonne in sehr geringem Abstand passiert.

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Bahnposition des Kometen C/2024 G3 (ATLAS) am 13. Januar 2025 - der Schweifstern befand sich im Perihel von der Erde aus betrachtet nur rund 4 Grad nördlich der Sonne. Seine Umlaufebene ist fast senkrecht zur Ekliptik ausgerichtet.
Entwicklung vor dem Perihel
Mitte Dezember 2024 zeigte der Komet ATLAS bereits eine scheinbare Helligkeit der 8. Größenklasse. Er befand sich zu dieser Zeit im Sternbild Skorpion − sichtbar in der Morgendämmerung von südlichen und äquatorialen Regionen der Erde.

Zum Ende des Jahres 2024 konnte der nach und nach heller werdende Komet von der Südhalbkugel wenige Grad über dem Horizont als Objekt 5. Größe beobachtet werden. Auf Fotos zeigte er eine rund 2 Bogenminuten große Koma und einen deutlichen etwa 18 Bogenminuten langen und recht breiten Staubschweif.

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Helligkeitskurve des Kometen C/2024 G3 (ATLAS) für dessen Sichtbarkeitsperiode in den Jahren 2024 und 2025

Am 2. Januar 2025 wurde ein plötzlicher Helligkeits-Anstieg von mindestens 2 Größenklassen beobachtet. Ob dies bereits ein erstes Signal für eine Auflösung des Kometenkerns in Sonnennähe ist, bleibt abzuwarten. In den darauf folgenden Tagen ist die Helligkeit des Kometen weiter angewachsen. Beobachter sprechen von einer dunklen Zone innerhalb seines Staubschweifs. Am 3. Januar 2025 ist er erstmals freisichtig beobachtet worden. Am 8. Januar überschritt die Helligkeit des Kometen die 0. Größe.
Sichtbarkeit auf der Nordhalbkugel
Der Komet ATLAS ist vor und nach seiner Perihelpassage fast ausschließlich nur von der Südhalbkugel der Erde aus zu beobachten. Für Beobachter der Nordhalbkugel ist er nur kurzzeitig tief über dem Horizont in der hellen Dämmerung erkennbar.

Seine Umlaufbahn um die Sonne führte den Kometen nur wenige Tage lang vor und nach seinem Perihel - genauer vom 8. bis 15. Januar 2025 - nördlich der Ekliptik über den Himmel. Am 13. Januar 2025 näherte er sich der Sonne bis auf eine Entfernung von nur 0,094 Astronomischen Einheiten (A.E.) an (etwa 14 Millionen Kilometer). Dieser Bahnpunkt liegt tief innerhalb des Merkur-Orbits.

ATLAS am Tageshimmel

Im Perihel präsentierte sich der Komet etwas schwächer als erwartet mit einer Helligkeit von etwa −3,8 mag. Einen Tag nach der Passage seines sonnennahen Bahnpunkts kam es zu einem nochmaligen kurzzeitigen Anstieg seiner scheinbaren Helligkeit auf etwa diesen Wert.

Das Objekt konnte zu dieser Zeit sehr nahe der Sonne am Tageshimmel fotografisch erfasst werden. Sein geringer Winkelabstand von nur wenigen Grad zur Sonne machte eine erfolgreiche Beobachtung jedoch zur Herausforderung. Seither wird ATLAS jeden Tag etwa eine Größenklasse schwächer.

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Bahn des Kometen C/2024 G3 (ATLAS) Mitte Januar 2025 am Tageshimmel. Die angegebenen Positionen beziehen sich auf 12 Uhr MEZ des jeweiligen Tages. Der die Sonne umspannende Kreis markiert das Bildfeld der Kamera C3 an Bord des Sonnenobservatoriums SOHO. ATLAS war hier vom 11. bis zum 15. Januar 2025 zu erkennen. Im Perihel befand er sich nur etwa 4 Grad nördlich der Sonnenscheibe.

ATLAS in der Abenddämmerung

In den ersten Tagen nach seiner Perihelpassage kann der Komet ATLAS − ähnlich dem Kometen »McNaught im Jahr 2007 − kurz nach Sonnenuntergang in der Abenddämmerung beobachtet werden.

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Positionen des Kometen C/2024 G3 (ATLAS) im Januar 2025 am Abendhimmel bei Sonnenuntergang (gegen 17 Uhr MEZ) wenige Grad über dem Horizont.

Christoph Rollwagen
Ausläufer des Staubschweifs des Kometen McNaught am 21. Januar 2007, der Kometenkopf befand sich bereits 30° unter dem Horizont
Um den Kometen in der frühen Abenddämmerung kurz nach Sonnenuntergang zu beobachten, sollte ein Beobachtungsort mit möglichst völlig freier Sicht auf einen sehr flachen Horizont gewählt werden (z.B. eine hohe Erhebung bzw. ein Standort am Ufer einer großen Wasserfläche oder eines weit ausgedehnten Feldes). Möglicherweise lässt sich der Komet bei klarer Sicht dann mit einem Fernglas tief am Horizont auffinden.

Auch nach dem Untergang des Kometen-Kopfes könnte es mit dem Fortschreiten der Dunkelheit gelingen, schwache Ausläufer des Kometen-Schweifs fotografisch über dem WSW-Horizont zu erfassen. Komet »McNaught entwickelte im Jahr 2007 einen gewaltigen aufgefächerten Staubschweif, dessen einzelne Streamer noch über eine Stunde nach Sonnenuntergang über den Horizont ragten, als sich der Kopf des Kometen bereits weit unterhalb der Horizontlinie befand.
Sichtbarkeit auf der Südhalbkugel
Jamie Newman
Anblick des Kometen McNaught 18 Jahre zuvor über Neuseeland
Einige Tage nach seinem Periheldurchgang dürfte der Komet für Beobachter äquatorialer Regionen und der südlichen Hemisphäre sichtbar werden.

Möglicherweise wird er mit dem bloßen Auge zu erkennen sein und für ein paar Tage einen spektakulären Schweif präsentieren. Seine scheinbare Helligkeit wird allerdings von Tag zu Tag rasant zurückgehen.
Bahnelemente
Größe Wert
Periheltermin (T) 2025-Jan-13 10:15:35
JD 2460688.9283
Perihelargument (ω) 108.1225°
Periheldistanz (q) 0.093540 AE
Knotenlänge (n) 220.3376°
Exzentrizität (e) 1.000010
Bahnneigung (i) 116.8467°
Epoche 2025-Jan-02.0
Absolute Helligkeit 7.3
Slope Parameter 5.4
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